Verfasst
am 18.10.2004 13:18:53 Uhr - 15328
km - Messina/Südafrika - Wir
verglühen...
Wir haben Südafrika erreicht,
hurra! Der Freudentanz ist allerdings
mehr ein Taumel und das Freudengeschrei
mehr ein Lallen, da wir unter chronischer
Mauldörre leiden und die Zunge
als dicker Pluck am Gaumen klebt.
Heiß ist es mal wieder, verdammt
heiß. Die letzten Etappen
seit Masvingo sind wir schon immer
um 6 Uhr morgens losgefahren und
haben zugesehen, dass wir spätestens
um 13 Uhr am Ziel sind. Das hat
nicht immer geklappt, einen Tag
sind wir zum Beispiel von Carina
auf der Strasse angehalten worden
und auf ein Kaltgetraenk auf ihre
Farm eingeladen worden. Das hat
Zeit gekostet, aber wir konnten
nicht wiederstehen. Carina leitet
mit ihrem Mann eine von zwei in
Zimbabwe existierenden Mangofarmen
und lebt sozusagen im Paradies!
Nur 1 km neben der heissen und trockenen
Strasse, kommen wir auf ein dunkelgruenes
parkaehnliches Gelaende, mit wasserspruehenden
Anlagen ueberall und Pflanzen von
Palmen bis zu bluehenden Strelietzien.
Hier ist es traumhaft und wir geniessen
literweise Sprite und Saefte im
kuehlen Schatten. Dummerweise draengt
die Zeit und nach einer Stunde muessen
wir die Oase schon wieder verlassen
und raus in die Wueste...... Als
wir in Messina, der 1. Stadt nach
der Grenze in Suedafrika ankommen,
hat die Temperatur wohl ihren Höhepunkt
erreicht - es sind 41 Grad im Schatten!
Wenn wir von hier weiterfahren,
dann wohl noch frueher als die letzten
Tage, bewegen kann man sich eigentlich
nur zwischen 4 und 8 Uhr! Wir legen
einen Ruhetag ein, weil unsere Beine
wirklich schwer sind und wir hoffen,
dass wir uns ein bisschen an Hitze
gewöhnen werden. Wir haben
ein unglaublich teures Cottage gemietet,
aber wir haben eine Klimaanlage
und auf dem Gelände ist ein
Pool - das rettet uns vor dem Verdörren.
In den Pool springen wir morgens
als erstes und abends als letztes,
am liebsten würden wir den
ganzen Tag drin bleiben, das würde
das Wasser allerdings irgendwann
wohl zum Kochen bringen. Unser Luxuscottage
hat einen Fernseher und wir gucken
uns mal den Wetterbericht an: Genau
der Teil, wo wir gerade sind, ist
auf der Wetterkarte dunkelrot, ein
paar Flammen flackern und darunter
steht HOT. Aha, es ist nicht nur
unser europäisches Empfinden,
nein, es ist wirklich so heiß.
Gut, dann haben wir also das Recht
darauf, uns so wenig wie möglich
zu bewegen. Wir reduzieren alles
aufs Minimum: Kalte Getränke
kaufen, ein Zahnarztbesuch (dank
Inas feinster Karamelbonbons ist
Alex mitten im zimbabwischen Nichts
einer Plombe verlüstig geworden
- zum Glück schmerzfrei, sonst
hätte Ina aber was erleben
können, Junge, Junge!!!), und
die Flucht in ein Internetcafe mit
Klimaanlage. Aaaah, hier halten
wir es gut aus. Irgendwann haben
wir dummerweise alle Mails geschrieben
und muessen gehen. Als wir vor die
Tuer treten haut uns die Hitze wie
ein Brett vor den Kopf, wusch! Wir
radeln so schnell wie moeglich Richtung
Pool, es ist echt nicht feierlich,
die Hitze schneidet uns richtig
schmerzhaft in die Beine, au! 10
Minuten spaeter liegen wir im Pool,
gerettet!
Am
naechsten Morgen stehen wir bereits
um 4 Uhr auf. Es ist stockdunkel,
trotzdem schaelen wir uns aus unserem
Saft und fruehstuecken nach einer
Dusche bei erfrischenden 32 Grad
draussen vor der Huette..........ja,
fruehes Aufstehen kann sich richtig
lohnen, was? Punkt 5 Uhr stehen
wir an der Strasse und starten gen
Louis Trichardt. Wir legen ein ordentliches
Tempo vor, immer ein Auge im Osten,
gucken ob der Feind schon wach ist.
Aber als die Sonne dann da ist,
sind auch ein paar Wolken da, wie
schoen! Und dann kommt auch noch
ein Wind auf, Gegenwind zwar, aber
wen stoerts? Ein Wind! Und 100 Kilometer
spaeter kommen wir bei angenehmen
28 Grad in Louis Trichardt an, stellen
unser Zelt auf einem der schoensten
Campingplaetze auf, die wir jemals
bewohnt haben, und am Abend brauchen
wir Socken und Fleece, weil es echt
kuehl ist. Aaaaaaaaaaaaaach, was
fuer ein schoenes Gefuehl es doch
ist, wenn einem ein kalter Schauer
durch den Koerper geht........heute
frieren wir gerne!
Ina
& Alex
Verfasst am 03.11.2004 21:46:55
Uhr - 15850 km - Pretoria - Willkommen
in Jacaranda-City
Es gibt ja Menschen, die sagen uns
nach, wir hätten einen Motor
unter unseren Taschen versteckt
.......Pfui, ueble Nachrede, ist
aber gar nicht wahr! Aber wir gestehen,
dass wir ein paar Kohlen draufgelegt
haben, um endlich nach Südafrika
zu kommen. Ja, und da sind wir jetzt.
Vor ein paar Tagen sind wir in Pretoria
angekommen. Das schönste daran
ist, dass wir es noch zur Jacaranda-Blüte
geschafft haben. Fast jede Straße
ist von Jacarandabäumen gesäumt,
und oft haben wir das Gefühl
es würde schneien, wenn wir
durch Pretoria spazieren und die
Blüten laufend auf uns herab
rieseln. Die Stadt ist nur 2 Monate
im Jahr in Lila gemalt und wir sind
rechtzeitig hier, klasse! Ansonsten
ist das Eintauchen in Südafrika
wie die Rückkehr in die 1.
Welt. Es gibt nichts, was es nicht
gibt (außer deutsche Zeitungen,
die wir doch tatsäechlich noch
nicht gefunden haben, und das, wo
der Spiegel- und Zeit-Entzug inzwischen
schon unerträglich sind.....).
Beim Essen zum Beispiel haben wir
jetzt wieder eine größere
Auswahl als zwischen Chicken and
Chips und Beef and Rice - Maisbrei
gibt es immer noch, jetzt heißt
er Milliepapp - wir kommen einem
passenden Namen näher! Die
Südafrikaner essen gerne und
haben 2 Lieblingsessen: Fast Food
und Braai. An Fastfoodketten gibt
es eine unglaubliche Auswahl. In
jedem Ort, und sei er noch so klein,
sind schon mal auf jeden Fall Kentucky
Fried Chicken, Wimpy, Steers und
Chicken Licken (ein unglaublicher
Name!!!) zu finden. Alternativ können
dann noch dazu kommen: Something
fishy, McDonalds (leider noch zu
selten), Hungry Lion, Captain Dorego
(unglaublich schlecht), Golden Eggs,
Spur, Nando, Pizza Hut, Chicken
King, King Pie, Pie City, Debonnaires,
Milky Lane & Juicy Lucy.............
Lieblingsessen und -beschäftigung
Nr. 2: Braai. Das ist schlicht und
einfach Grillen. Wahrscheinlich
gibt es kaum jemanden, der das nicht
wenigstens einmal die Woche, meist
Samstags mittags tut. In Warmbad,
einem Urlaubsort 100 km nördlich
von Pretoria, konnten wir selbst
schon "braaien", als Melt
und seine Frau uns von der Straße
weg zu sich eingeladen haben. Und
was lief im Radio, während
Melt Steaks und Kudu-Würstchen
gegrillt hat? Genau, deutsche Volksmusik!
Jeden Samstag kommt eine Stunde
lang Bayern nach Südafrika,
und genau diese Stunde geniesst
Melt dann mit Grillen und Träumen
von einem Bierfest. Die Würstl
haben mit der Begleitung der luschtigen
Musi aber guat g´schmeckt,
des hat uns schon üb´rascht,
aber des könnts ruhig glaube........
Einen
Tag bevor wir Pretoria verlassen,
ist die Stadt plötzlich nicht
mehr lila sondern blau. Jeder 2.
trägt eine blaue Kappe, überall
hängen Plakate: Unser Blut
ist blau (was Ina für sich
ja schon seit langem vermutet ......),
und überall werden blaue Fahne
geschwenkt. Was ist denn nu? Langsam
kommen wir dahinter, dass heute
das Endspiel im Currie-Cup ist,
sozusagen der Superbowl im Rugby,
und hier in Pretoria treffen die
Pretoria Blue Bulls auf die Bloemfontein
Cheetahs (orange). Unser Hostel
liegt genau neben dem Stadion, d.
h. wir wohnen sozusagen fast auf
dem Spielfeld, und wenn wir leider
auch das Spiel nicht live sehen
können, weil es schon lange
hoffnungslos ausverkauft ist, so
sind wir aber mitten im Treiben
drumherum. Ab 10 Uhr schafft jeder
seinen Grill vor die Haustür,fängt
schon mal langsam an zu grillen
und kippt schon mal die ersten Bier,
das Spiel fängt immerhin schon
um 16.30 Uhr an......... Überall
laufen Verkäufer rum, die alles
Mögliche in Blau verscherbeln,
Alex kann sich dagegen nicht wehren
und ist nach wenigen Minuten bereits
auch schon blau "behütet".
Am Nachmittag wird die Stimmung
immer besser, Parolen werden gerufen,
Lieder gesungen und orange Fahnen
auf die Strasse gelegt, so dass
vorbeifahrende Autos die Chance
haben, ihre Reifen darauf durchdrehen
zu lassen - was sie na klar auch
tun - die arme Flagge ist nur noch
ein Stofffetzen. Auf der Wiese vor
dem Stadion läuft "We
are the Champions" und langsam
drängt sich die Meute ins Stadion.
Minuten vor dem Anpfiff sind die
Straßen dann wie leer gefegt
- jeder echte Pretorianer ist entweder
im Stadion oder vor dem Fernseher
- jedenfalls jeder Weiße.
Denn uns wundert dass wir keinen
schwarzen Fan sehen und auf Nachfrage
erklärt man uns, Rugby sei
der Sport der Weißen, die
Schwarzen sind eher für Fußball
und halten Rugby für einen
Mädchensport, haha. Anderthalb
Stunden später sind die Straßen
wieder voll - aber die sind schon
komisch hier, ehrlich. Zwar schwenkt
der ein oder andere noch die Fahne,
aber die meisten sind ganz ruhig
und schlendern gen Heimat. Pretoria
hat überragend gewonnen, aber
keiner würde das bemerken,
wenn er es nicht wüsste. Anscheinend
ist hier die Vorbereitung auf ein
Spiel viel spannender als das Ergebnis
nachher. Uns solls egal sein, wir
jedenfalls träumen vom nächsten
Almbesuch, wenn wir wieder in Deutschland
sind - vielleicht ist Bielefeld
ja mal gerade wieder in der 1.Bundesliga,
oder auch nicht, oder doch, .........
Ina
& Alex
Verfasst
am 04.11.2004 18:18:50 Uhr - 16000
km - Umtentweni, East Coast - Lieber
leiden als radeln?
Seit ein paar Tagen fahren wir die
östliche Küste von Durban
aus Richtung Süden. Leider
fehlt eine gemütliche und wenig
befahrene Küstenstraße,
wir müssen daher immer auf
der vielbefahrene R102, die zwar
noch besser ist als der Highway
nebenan, aber für Radfahrer
trotzdem kein Spass ist. Als erstes
fahren wir nach Durban die Sunshine
Coast, dann die Hibiscus Coast und
anschliessend die Wild Coast entlang
und alles ist so schön, wie
es sich anhört. Die Strecke
ist dazu auch noch mit Campingplätzen
und Backpackern gepflastert, so
dass das Radeln hier wirklich Spass
macht - da nehmen wir auch in Kauf,
dass es sich mal wieder um eine
recht "unruhige" Küste
handelt, das heisst nichts erinnert
an die nette und flache Ostseeküste,
wo der höchste Anstieg die
Bürgersteigkante ist. Küste
heisst ja meistens auch Wind. Jau,
so isses hier natuerlich auch. Hier
handelt es sich allerdings um einen
ganz ausgewachsen gemeinen Wind.
Er setzt grundsätzlich erst
dann ein, wenn wir losgefahren sind.
Wir können am Morgen warten
so lange wir wollen, Regel 1 ist:
Die Windrichtung des Tages wird
erst nach dem Losfahren aller Radler
bekannt gegeben! Regel Nr. 2: Halte
bei Rückenwind niemals für
eine Mittagspause - das kriegt der
Wind sofort spitz und dreht sofort!
Da wir natürlich auf alle Regeln
pfeifen, haben wir mit 98%iger Sicherheit
Gegenwind. Das ist schon so peinlich,
dass wir überlegen, ob wir
nicht immer sagen sollten, dass
wir perse nur bei Gegenwind fahren-
wir brauchen die Herausforderung,
die wollen die wahre Leistung, The
Challenge, jaaaaaaaaa! Naja, glaubt
uns eh keiner.............
Hier
in Umtentweni wohnen wir im Backpacker
"The Spot", und eigentlich
wollten wir nach einer Nacht gleich
weiter..........die Angelegenheit
entwickelt sich aber wieder mal
ganz anders! Als wir gestern angekommen
sind, hat Alex als erstes das Plakat
in der Küche gesehen: "Shark-Diving".
Viele Tauchplätze sind hier
bekannt für ihre Tierwelt und
vor allem für die Haie. Leider,
leider ist Ina ja nur primitiver
Open-Water-Diver und darf deswegen
nicht in Protea Banks tauchen.......und
dass, wo sie sich gestern doch gerade
nocht ein paar schicke Fotos von
Menschen - oder Menschenresten-
angesehen hat, die mal eine Begegnung
mit Haien der hungrigen Klasse hatten
und nun gerade erst so richtig Lust
auf einen Tauchgang hat........oder?
Wie auch immer, Alex hat die Fotos
auch gesehen, gestern noch gesagt,
ne, tauchen will ich vielleicht
doch lieber nicht, hat aber anscheinend
akute Amnesie, denn heute schmeisst
er sich todesmutig in die Fluten.
Gegen die Haie hat er sich von Boot
eine Waffe mitgenommen: Übelkeit
durch Wellengang! Und obwohl die
Haie, die er unter Wasser trifft,
ihn nicht angreifen, versucht er
sie trotzdem "abzuschießen".............
4 mal ein ordentlicher Frühstückswurf
gen Hammerhai - die Jungs erkennen
die Gefahr und verzusseln sich -
hurra, überlebt. Noch blass
und schwach erreicht Alex das Hostel,
aber was ist das? Ina ist genauso
blass. Sind die beiden inzwischen
so verbunden, dass sie schon miteinander
leiden? Blödsinn. Während
Alex mit den Haien gekämpft
hat, ist Ina gerade mal beim Wäscheaufhängen
mit dem Fuss umgeknickt, ist galant
zu Boden gegangen und ist jetzt
stolze Besitzerin eines blauen und
geschwollenen Knöchels. Frau
Dr. Dr. Seeger diagnosiziert eine
Bänderzerrung, kühlt und
schmiert und freut sich, dass die
dicke Binde, die sie seit anderthalb
Jahren um die Welt schleppt nicht
ganz überflüssiger Ballast
ist. Soooo sauer sind wir über
die Zwangspause auch gar nicht,
wir sind hier ja nicht gerade am
schlechtesten Ort .................
wir haben ein nettes Zimmer, das
wir gleich mal eben verlängern,
es gibt einen Internetanschluss
und Strand und Meer liegen keine
fünfzig Meter nur durch ein
Tor von uns entfernt. Es gibt ja
Leute, die sagen, dass jede Krankheit
irgendwie "gewollt" ist.
Wollen Ina und Alex durch das Auftreten
von Zerrungen und gemeinem Erbrechen
ihren Mitmenschen sagen, dass sie
nicht mehr weiterfahren wollen?
Dass sie ihre Fahrräder nicht
mehr sehen können? Dass sie
nach Hause wollen, damit sie endlich
mal wieder eine anständige
Herbstdepression erleben können??????????
Ha,
das hättet ihr wohl gerne..........wir
werden mit dem Rad in Kapstadt einfahren,
ohne Magen oder mit Bein, Wurscht!
Ina
& Alex
Verfasst
am 06.12.2004 09:39:16 Uhr - 16500
km - Knysna - Walbeteiligung schwach......
Nach kurzer Regenerierungszeit in
Port Elizabeth ist Inas Flunken
wieder fit und wir schmeißen
uns endlich mal wieder aufs Rad.
Aber reisen mit dem Rad ist in Südafrika
irgendwie wie Urlaub. Überall
gibt es ein nettes Plätzchen,
an jeder Ecke ist ein Campingplatz,
eine Lodge oder ein Hostel zu finden,
es ist wie verhext, man kommt einfach
nicht richtig vorwärts! Und
dann gibt es da ja auch noch 216
m hohe Brücken, über die
man fahren muss..........Eigentlich
hätten wir die Bloukrans-Brücke
wohl gar nicht richtig bemerkt,
wenn nicht überall Schilder
auf die Möglichkeit zu einem
Bungeesprung hinweisen würden.
Kurz vor der Brücke fahren
wir ab und folgen den Schildern
und kommen zu einem Punkt, von dem
man eine schicke Seitenansicht auf
die Brücke hat. Na suuuuuper,
genau das Richtige für Inas
Höhenangst. Beim diesem Anblick
ist ihr sofort klar: Den Versuch
die Brücke mit dem Rad zu überqueren
wird sie nicht ueberleben. Direkt
in der Mitte der Brücke werden
sich alle Knochen aufgelöst
haben und der Wind hat dann leichtes
Spiel. Er wird sie über das
viel zu niedrige Geländer wehen,
und sie und ihr Rad werden für
immer zerschmettert in der zerklüfteten
Schlucht liegen. Und sie hatte doch
noch so viel vor, sie ist doch viel
zu jung ................ Gerade,
als sie Alex mit dieser sicheren
Zukunftsvision vertraut macht, springt
doch tatsächlich so ein Wahnsinniger
schreiend und freiwillig, ja, ich
wiederhole, f r e i w i l l i g,
an einem Gummiband in die Tiefe.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah................
Ja, sind die denn irre? Ina ist
immer noch überrascht, dass
er es überlebt hat, während
der Todesmutige stolz mit dem Zertifikat
entschwindet: Ja, er hat den welthöchsten
Bungee-Sprung gewagt und lebend
überstanden, herzlichen Glückwunsch.
Wir verbringen eine ruhige Nach
im Bloukranks-Hostel, in dem wir
neben einem Trainer für Natur-
und Wanderführer die einzigen
Gäste sind. Zum Glück
haben wir Essen dabei und ausnahmsweise
auch mal 2 Bier, hier gibt es nämlich
nichts zu kaufen - keine Bar, was
für ein Hostel hier doch sehr
ungewöhnlich ist. Während
wir Nudeln, Bratkartoffeln und einen
geschenkten Fisch braten und essen,
unterhält uns Malvin unter
anderem mit Eindrücken über
die Touristen aus den verschiedenen
Ländern. Sehr interessant!
Wir verraten hier aber bloss, dass
der Skandinavier am besten dabei
wegkommt, gell, Herr Dr. Deutsch?
Die Brückenüberfahrt am
nächsten Morgen ist dann DIE
Herausforderung des Tages. Alex
lacht sich scheckig, ist aber auf
Wunsch bereit, zwischen Ina und
dem Brückengeländer zu
fahren, ein gemeinsamer Tod ist
ja auch nicht schlecht, oder? Mit
stierem Blick nach vorne und durch
den festen Druck auf den Lenker
weiss hervortretenden Handknöcheln
überquert Ina dann tatsächlich
die Brücke, hurra! Und? ........jaja,
war ja gar nicht so schlimm......
Noch
schwach aber lebend erreichen wir
Plettenberg und schon wartet der
nächste Höhepunkt auf
uns: Ey, Gesichter aus der Heimat!
Wir treffen uns mit Vera und Walter,
guten Freunden, die hier Urlaub
machen. Bevor die beiden 2 Tage
später wieder weiter müssen,
gönnen wir uns noch ein gemeinsames
Whale-watching. Mit 6 anderen Touris
werden wir auf ein kleines Boot
geladen und raus aufs Meer geschunkelt.
Nach ca.10 Minuten hält unserer
Kapitän an, weil er tatsächlich
einen Wal gesehen hat - wie uns
später übrigens erzählt
wurde, hatten wir echt Glück,
denn eigentlich sind die Kollegen
Wal um diese Zeit schon weg. Wir
starren jedenfalls wie gebannt aufs
Meer. Nix. Doch, doch, ganz klar,
da war er doch, man sieht doch noch
den Fußabdruck. Den Fußabdruck?
Bitte was? Ach, da war er wieder....
Wo? Ach weg. Mist. Wir fahren weiter
zum nächsten Fußabdruck,
also der Stelle, wo er das letzte
Mal untergetaucht ist. Hm. Nix.
Starren. Walter lässt eine
gewisse Walmüdigkeit vermuten,
Alex beklagt die derzeitige Walmüdigkeit
und Vera versichert uns, dass wie
ihn schon noch zu sehen bekommen,
nicht umsonst hätten wir ja
schließlich Wal-ter dabei!
Und plötzlich sehen wir ihn:
2 mal taucht er auf und präsentiert
uns beim 3. Mal Richtung Tieftauchgang
seine schöne Schwanzflosse!
Aaaaaah, schön! Bis zum nächsten
Auftauchen starren wir wieder aufs
Wasser, unterdrücken die aufkommende
Übelkeit durch das Schaukeln
des Bootes und gucken den kleinen
Seehunden zu, die um unser Boot
herum schwimmen. Noch 2 Mal sehen
wir den Wal auftauchen bis er schließlich
weiter Richtung Antarktis entschwindet.
Schade.
Wir
machen uns auf den Weg zurück.
Weil es hier keinen Hafen gibt,
muss das Boot mit Wucht auf den
Strand gefahren werden. Wir heizen
also mit Zunder gen Strand, da fällt
doch so einem Dussel die Kappe ins
Wasser und im schönsten Landeanflug
müssen wir bremsen, Kappen
angeln und zum 2. Anlauf ansetzen.
Alle schauen sich fragend um, wer
denn der Dussel war......... und
wir stellen fest, Alex ist unbehütet
und guckt auffällig angestrengt
aufs auf Meer hinaus, als hätte
er ja gar nix mitgekriegt. Wir schnappen
uns die Kappe, brettern auf den
Strand und beim Aussteigen wird
Alex plötzlich wieder flott:
Jaaaaaaaaaaa, da hat doch der Kapitän
gemerkt, dass er tatsächlich
für eine Pretoria-Blue-Bull-Kappe
umgedreht ist, und das hier im Land
der grünen Springböcke?
Pfui Alex, pfui!
Ina
& Alex
Verfasst
am 10.12.2004 16:15:09 Uhr - 16820
km - Hermanus - Nur noch wenige
Kilometer.....
Es ist nur noch ein Katzensprung
bis Kapstadt. Wir sind ganz nah
dran, das merken wir daran, dass
wir Leute treffen, die gerade erst
angekommen sind oder auch morgen
schon abfliegen. Trotzdem werden
wir wohl noch ein paar Tage brauchen.
Vor uns liegt jetzt erstmal die
R44, die Küstenstraße,
die sich hinter Hermanus beginnend
an der Küste nach Sommerset
und Strand schlängelt. Die
Strecke soll sensationell schön
sein, allerdings auch sensationell
schön schmal. Naja, macht ja
nix, solange wir dank des Linksverkehrs
an der Kante radeln dürfen....
Hier
in Südafrika ist gerade die
Hochsaison angefangen. Das heisst,
nicht nur Völkerstämme
von Touristen fallen aus aller Herren
Länder hier ein, auch die Südafrikaner
selber haben sozusagen "Sommerferien".
Die Folge ist, dass sehr oft alles
ausgebucht ist, wenn wir eintrudeln.
Die Dame in der Rezeption vom Campingplatz
in Struuisbaai, nahe am Cape Agulhas,
dem "meest suitliksten Punt
von Afrika", musste erstmal
in der Reservierungsliste nachschauen,
ob wir denn da stehen bleiben können,
wo wie möchten. Auf unsere
verwunderte Nachfrage, immerhin
waren von den über 200 Plätzen
nur 4 belegt, zeigte uns die gute
Frau den Plan: ab nächstes
Wochenende ist der Platz komplett
ausgebucht! Wahnsinn, und das, wo
der Platz nicht mal besonders schön
ist. Die Stellplätze sind zwar
groß und liegen direkt am
Strand, haben aber keine eigene
Grillstelle, was hier eigentlich
üblich ist, und so gut wie
keinen Schatten. Schoener war da
schon der Campingplatz in Swellendam,
schoen schattig und kuehl an einem
Fluss gelegen und im Hintergrund
die Langenberge. In Swellendam waren
wir dann auch genau im richtigen
Moment. Den ganzen Tag ueber sind
schon so verdaechtig viele Motorraeder
an uns vorbei gefahren, und in der
Stadt haben wir dann erfahren, dass
am naechsten Tag grosses Motorradtreffen
ist. Und schon sind wir zu einem
Pausentag ueberredet, kein Problem!
Im einzigen aber echten Pub in der
Stadt sitzen wir am naechsten Nachmittag
und haben Spass mit Bierchen und
Bikern. Die sind echt total durchgeknallt!
Der Obermacker "Teach",
weil Lehrer im anderen Leben, faehrt
mit dem Motorrad erstmal gleich
bis vor die Theke, und die Anderen
messen sich im Reifen quietschen
und qualmen lassen. Wir sind sicher,
die Swellendamer sind begeistert........Wir
bekommen immer wieder ein Bier spendiert,
wir fahren zwar ohne Motor, aber
mit nur 2 Raedern, das verbindet
eben! Und als wir uns spaeter verabschieden,
machen wir allen nochmal eine richtige
Freude, in dem wir die Reifen quietschen
lassen. Naja, fast.
Wie
auch immer, die Kapstaedter werden
sich also demnaechst auf all diesen
Campingplaetzen zusammenrotten,
bis diese kurz vorm Platzen sind.
......heißt das dann eigentlich,
dass Kapstadt leer ist (bis auf
die Millionen von Touris natürlich)???
Das wär ja schön! Bisher
hatten wir immer Glück und
hatten die Unterkünfte fast
für uns alleine. Lustig ist,
wenn sich die Hostelmanager dann
schon mal bei uns entschuldigen,
weil es so ruhig ist. Für uns
ist es bei aller Liebe kein Verlust,
wenn wir die Halli-Galli-Overlander
und sonstigen Dauerfeierer und Dauerdunen
verpassen (werden wir alt????).
In Knysna zum Beispiel sind wir
in ein Hostel geraten, wo jeden
Abend gefeiert und getrunken wurde.
Wir haben da die Morgende genossen
- jedenfalls solange, wie der Rest
halbtot in den Betten lag. In Mosselbay
haben wir dann wieder in einem Traumhaus
(www.park-house.co.za) gewohnt.
Nicht nur, dass wir fast alleine
waren, das Haus selbst war schon
der Renner! Alles alte Holzböden,
mit Wein bewachsene Hauswände,
ein Innenhof mit Fischteich, die
Holzveranda mit Schnitzereien und
buntem Glas, ein großer Garten
mit gusseisernen Gartenmöbeln
und stilecht die Badewanne mit Füßen
und dunkelrotem Duschvorhang, wow!
Im
Moment sind wir also in Hermanus.
Mit den Walen hier wird das wohl
nichts mehr, die sind alle Richtung
Antarktis entschwunden. Aber wer
will kann hier auch für andere
Sachen viel viel Geld ausgeben.
Im Angebot sind z. b. Cage-Diving,
bei dem man in einem Käfig
im Meer trudelt und auf die weissen
Haie wartet, die durch Fischabfall,
-blut und Öl angelockt werden.
Für die nicht so Mutigen gibt
es auch die Möglichkeit vom
Boot zuzuschauen, das kostet dann
einen Dollar weniger und nennt sich
Surface-Viewing, also Oberflächen-Gucken.
Nett, brauchen wir aber nicht. Nächste
Möglichkeit: Abseiling. Ne,
also das machen wir schon wegen
dem blöden Namen nicht. Freizeitbeschäftigung
3: Sailing - wahlweise Katamaran
oder Yacht, oder auch selber paddeln
im Kajak. Nach unseren letzten Erfahrungen
auf dem Wasser lassen wir das lieber,
es muss uns ja nicht ständig
schlecht sein. Boat Fishing: Schon
wieder Wasser und Fisch machernich.
Nächstes Highlight: Horseriding.
Also sind unsere armen Hintern nicht
schon genug gepeinigt???? Township
Tour: Ne, hatten wir monatelang
in Ostafrika.......... Aber 2 Angebote
interessieren uns dann doch: Alex
findet den Gedanken an Tandem-Paragliding
über der Walkerbucht von Hermanus
spannend und Ina hält eine
Weintour für durchaus erträglich...........für
die, die uns kennen, ist das jetzt
aber nicht wirklich überraschend,
oder? Während Alex dem Abenteuer
entgegenstrebt, pütschert sich
Ina einen. Na, dann ist ja alles
wie immer!
Ina
& Alex