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  Rad-Reise-Tagebuch - Großwild-Radeln in Ostafrika

         
 

Verfasst am 20.04.2004 14:54:21 Uhr - 11400 km - Nairobi - Transformation vom Ferengi zum Muzungu
Wegbeschreibung:
Der Weg, ober besser der Track zwischen Moyale (Kenia) und Isiolo besteht aus einem festgefahrenen Weg, der, wenn Regenzeit ist (kleine Regenzeit: Maerz, April) sehr schlammig wird. Dann wird er stellenweise schlecht befahrbar. Solange es trocken ist, bleibt der Weg mittelpraechig befahrbar. Fuer Fahrraeder ist der Weg bis Isiolo (ca. 500km) leider mit viel Wellblechpiste und sandigen Stellen versehen. Von Moyale aus gesehen gibt es nicht viele Wasserstellen an der direkten Strasse. Die erste kommt nach ca. 100km durch ein Restaurant. Moeglich ist es aber Wasser in den Doerfern zu bekommen. Nach Isiolo hin werden die Doerfer mehr. Aufpassen muss man aber in der Trockenzeit, dort herscht Wasserknappheit. Das Wasser ist oft schlammig-rotgelb, also waterpurifying einsetzen. Gefaehrlich kann es werden durch Shiftas zwischen Moyale und Isiolo. Die Shiftas gehoeren zu den ansaessigen Staemmen, manchmal findet sich auch der ein oder andere Polizeibeamte dazwischen, und ueberfallen mit Waffen durchreisende LKWs und Reisende. Einen Tag bevor wir die Strecke gefahren sind, wurde gerade ein LKW ueberfallen!
Deshalb haben wir in Moyale einen LKW gesucht (treffen sich jeden Morgen um 8:00 Uhr vor der Commercial Bank in Moyale, Kenia) und gefunden, der uns fuer 5000 Kenia-Schilling mit nach Isiolo nimmt (2 Tage Fahrt, 1000 Kenia zuviel gezahlt, zu spaet erfahren). Ankunft um 19:00 Uhr und Uebernachtung in Marsabit im guten JayJay-Hotel fuer 400 Kenia-Schilling und leckeres Abendessen dort im Restaurant. Morgens weiter um 6:00 Uhr und Ankunft in Isiolo um 14:00 Uhr. Die LKW-Besatzung war freundlich, der Weg rau und wir flogen oft durch das Fuehrerhaus.
Nach Isiolo gibt es wieder Asphalt bis Nairobi. Von Isiolo nach Nanyuki ist der Vorlaeufer des Mt. Kenia zu erklimmen. Von Isiolo (1135m NN) aus geht es fuer 40km bergauf auf den hoechsten Punkt von 2550m NN (brauchten dafuer 5,5h). Oben haben wir luxurioes in der Timau River Lodge direkt oberhalb dem Wasserfall campiert (lohnt sich, Uebernachtung im Zelt 300KSh/pPpN). Der Weg weiter nach Nairobi geht immer im leichten Huegelbewegungen. Tipp ist der Campsite: Savage Whitewater Safaris, 5km hinter Sagana (Schild zeit es an, 500KS/pUe). Trinken und Essen mitnehmen!

Eine letzte Nacht in Aethiopien, ok. Aber morgen gehts weiter, morgen geht's nach Kenia, versprochen. Und damit auch nichts dazwischen kommt, holen wir uns schon am Vortag den Ausreisestempel, man weiss naemlich nie, ob der gute Mann und Meister des Stempels morgens rechtzeitig erscheint, und wir muessen puenktlich sein, wenn wir einen Truck nach Isilo erwischen wollen. Aethiopien hat am letzten Abend nochmal alles gegeben um sich in gute Erinnerung zu rufen, und bei Alex hat das auch geklappt, denn als wir im Hotel 2 Bier bestellt haben, da haben wir Malzbier bekommen, sozusagen Vitamalz. Wow! Und die Polizei hat sich auch noch mal persoenlich von uns verabschiedet, in dem sie uns geweckt hat und halbewegs in unserem Bett stand zur naechtlichen Passkontrolle....

Am naechsten Morgen haben wir dann ohne Abschiedsschmerz und Probleme die Grenze passiert und uns fuer die Fahrt nach Isiolo auf einem Truck eingekauft. Die Raeder wurden hinten fest verschnuert und nach kurzer Diskussion, ob wir denn nun wirklich noch 500 KSh extra zahlen muessen fuer die Seile oder nicht, gings im Konvoi los, 500 km in 2 Tagen bis Isiolo. Schnell haben wir festgestellt, dass es schon die richtige Entscheidung war, die Strecke nicht mit dem Rad zu fahren. Nicht wegen der Shiftas, die hatten naemlich zum Glueck frei, aber wegen der Strassenbeschaffenheit. Da lob ich mir ja noch fast die Strecke von Wadi Halfa bis Dongola im Sudan! Ein munteres Geruettel und Geschuettel, manche Bodenwellen haben uns wie Leichtgewichte im ganzen Fuehrerhaus herumgeworfen. Wir haben nur gehofft, dass unsere Roesser das auch ueberstehen.
Da es auf dieser Strecke keine Busse oder aehnliches gibt, werden die Trucks von den hier ansaessigen Staemmen der Borenas und der Turkanas auch als Taxi benutzt. Man braucht also recht lange fuer die Strecke, weil man immer wieder anhalten muss, Leute auf- und abladen. Oder auch mal zum Ziegen kaufen. Bernhard und Joseph, unsere Fahrer, haben fuer den Spottpreis von 22 Euro erstmal in einem Dorf 5 Ziegen erstanden. Die armen Dinger werden dann einfach hinten auf der Ladeflaeche festgebunden. (Wobei ich sagen muss, dass es kein normaler Lkw war, sondern ein Truck, der sonst Pipelineroehren transportiert und somit keine Seitengelaender hat). Ja, so eine Ziege hat's nicht einfach. Das eine arme Ding hat unterwegs das Gleichgewicht verloren und musste waehrend einer Pause erstmal wieder in Position gebracht werden, sie sass sozusagen auf ihrem Genick, Hintern in die Hoeh' ......
Irgendwann am Morgen des 2. Tages hat uns ein alter Mann mit Wumme um den Arm angehalten, hat kurz mit Bernhard geschnackt und ist dann um den Truck herum zu unserer Seite gekommen und hat seine Riesenknarre ins Fenster gehalten. In kuerzester Zeit lief mal wieder mein Leben vor mir ab und ich nahm Abschied....wohl auch mit sichtbarer Blaesse, denn alle haben sich einen Ast gelacht, wollte der Typ doch bloss, dass wir mal gerade seine Waffe halten, waehrend er seine Familie hinten verlaedt..... "Oh Ina, you are too scared." Haha, ja macht euch nur lustig ueber mich, aber warum erzaehlen mir auch alle, dass es hier Banditen ohne Ende gibt....

Von Isiolo gings es dann wieder auf dem Fahrrad weiter. Als erstes haben wir uns Richtung Mount Kenya geschraubt, im Sinne des Wortes. Langsam, ganz langsam kamen wir ihm immer naeher, was ihn aber nicht dazu bewegen konnte sich aus der Wolkenhuelle zu pellen und sich zu zeigen. In Nanyuki haben wir uns dann 2 Tage mit der Ueberlegung herumgeschlagen ob wir den Kollegen besteigen sollen oder nicht. Die Regenzeit hat uns dann aber doch davon abgehalten. Da oben ist es eh schon saukalt, und dann das Ganze noch in nassem Zustand. Ne, da muessen wir fuers erste mal Abstand davon nehmen. Als Entschaedigung hat sich der Gipfel dann aber doch noch gezeigt. Das war sehr nett von ihm, hat uns aber auch die Aequatorueberquerung verdorben. Alex war naemlich so vom Anblick fasziniert, dass er das grosse Schild "Aequator"
3 km hinter Nanyuki uebersehen hat (?????) und einfach weitergebaselt ist. Ja so hab ich mir den grossen Moment aber nu nicht vorgestellt. Nachdem ihn dann einige Kenianer auf die schreiende und winkende Furie hinter ihm aufmerksam machen konnten, hat er sich dann doch noch mal zurueckbewegt und gemeinsam haben wir den Uebergang dann regelrecht celebriert. Hurra, Aequator erreicht!!!
Und weitergeradelt. Und das macht wieder Spass hier, ein echter Genuss nach Aethiopien. Vorallem Sonntags, denn dann sieht man ueberall die Kenianer Richtung Kirche stroemen, alle schick in Schale geworden, die Jungen adrett in Hose und Hemd und die Maedels in bonbonfarbenen Rueschenkleidchen. Und aus allen Kirchen, und davon gibt es reichlich, schmettert gutgelaunter Gesang oder eine schwungvolle Predigt.
Hier in Kenia sind wir weissen Fremden jetzt keine Ferenjis mehr, jetzt sind wir Muzungus. Aber das ist ok, wir finden dass sich JAMBO MUZUNGU! wesentlich netter anhoert als FERENJI, FUCK YOU!

18 km vor Nairobi dann faellt meine rechte Pedale ab. Dummes Ding, das. Nach der Ruettelfahrt nach Isiolo musste ich mir dort eine neue kaufen, weil die alte, die gar nicht alt, sondern gerade erst in der Heimat fuer viel Geld erworben worden ist, abgefallen war. Und dieses tolle keniasche Modell hat so das Gewinde in der Tretkurbel ausgebrochen, dass die Pedale einfach rausgefallen ist, klong. Auch eine Kurzreparatur, die teurer war als die Pedale selbst, konnte nichts mehr retten. Also hatte ich die Ehre auf einem Pickup nach Nairobi einzureisen. Der nette Charles hat mich direkt zum Upper-Hill-Campsite gebracht, waehrend Alex munter den Rest geradelt ist. Wacker, wacker. Und das, wo die hier doch den Tuerken in der Fahrkunst wirklich schwere Konkurenz machen. Na, noch ein Scheibchen Radtourist gefaellig?????? ~Ina & Alex

Verfasst am 07.05.2004 15:36:17 Uhr - Nairobi - Es regnet, es regnet, es.......
Es regnet. Morgens. Mittags. Auch mal abends. Gerne in der Nacht. Manchmal 24 Stunden lang. Manchmal nieselt es nur, und manchmal plaestert es so heftig, dass die Gullis auf den Strassen die Wassermengen nicht mehr halten koennen und hochgedrueckt werden. Regenzeit. Wir haben ja gewusst, dass Regenzeit ist, und irgendwo haben wir auch gelesen, dass Nairobi ein Regenloch ist, aber so? Damit haben wir nicht wirklich gerechnet.
Zu Fuss zu gehen erfordert ungemeine Aufmerksamkeit. Die Strassen gleichen kleinen Rinnsalen oder auch mal groesseren Sturzbaechen und die Autos fegen mit unverminderter Geschwindigkeit dadurch. Als Fussgaenger muessen wir immer auf der Hut und zum rettenden Sprung in die Buesche bereit sein, sonst enden wir schlammgeduscht. Und die spontane Flucht ist gar nicht so einfach, wenn erstmal die ersten Ooooch-ne-nicht-schon-wieder-Regen-Depressionen das Handeln laehmen.....
Auf dem Upper-Hill-Campsite laesst es sich aber doch gut aushalten. Wir hocken nicht einsam und verlassen in einem Hotelzimmer sondern tragen das Leid gemeinsam. Fast alle Camper sind aus ihrem Zelt von der Wiese, die inzwischen eher einem Sumpfgebiet gleicht, auf den Dachboden des Hauses gefluechtet. Da ist es zwar nicht besonders komfortabel, dafuer aber trocken. Abends rottet man sich im kleinen Restaurant zusammen. Vor den Kamin gekauert schmeckt das Pilsener oder Tusker Bier trotz Regen gut.
Wer als Traveller in Nairobi landet, der landet fast zwangslaeufig im Upper Hill Campsite. Manchmal sind nur wenige Reisende da, zeitweise aber stehen bis zu 8 vollausgeruestete Gelaendewagen hier. Sehnsuechtig denken wir dann an Ginger, unseren treuen Mitsubishi Pajero zurueck, die wir gekauft und halbwegs fertig wieder verkauft haben, weil wir uns im letzten Moment dann doch fuer das Fahrrad entschieden haben. Dazu kommen etliche Rucksackreisende und noch ein paar Verrueckte, die hier doch tatsaechlich mit dem Rad reisen. Sowas. Als erstes haben wir Jockel wiedergetroffen, den wir ja schon aus Khartoum und Addis kennen, und dann ist Scott (USA) frisch aus Neuseeland eingeflogen. In der Stadt haben wir dann noch Renata und Harald (www.biketour4goodhope.de) und Ralf (www.bike-messias) aus Deutschland getroffen. Erfahrungsaustausch ist moeglich en masse.
Viele machen nur kurz Station hier, Nairobi ist ein guter Ausgangspunkt fuer Touren in alle Richtungen. Im Moment bleiben aber auch einige laenger, sehnsuechtig das Ende der Regenzeit abwartend.
Und wie versuesst man sich die Wartezeit? Da haben wir doch glatt ein Risiko-Spiel in der Rezeption gefunden....... Leider muessen wir zu unserer Schande geschehen, dass die Weltherrschaft zur Zeit in Schweizer Haenden liegt. Aber die Regenzeit ist ja noch nicht zuende, gell?
~Ina & Alex

Verfasst am 20.05.2004 17:53:27 Uhr - 11550 km - Naivasha - Von Nairobi Richtung Wildlife
Nach 4 Wochen haben wir Nairobi verlassen - na, das wurde aber auch Zeit. Die letzte Woche war nochmal ganz spannend: Ich (Ina) habe den Massai-Markt leer gekauft und wir beide sind einen Tag unterwegs gewesen, um 2 Projekte zu besuchen, die hier von der Kindernothilfe unterstuetzt werden. Morgens waren wir in einer Schule in einem Slum vor Nairobi (Undugu-Projekt), und am Nachmittag sind wir raus nach Limuru gefahren, um uns ein landwirtschaftliches Projekt (Limuru Agricultural Youth Center) anzusehen. Von beiden waren wir ziemlich begeistert, ist schon eine tolle Arbeit, die da so geleistet wird!

Jedenfalls ging es am letzten Sonntag voller Energie tatsaechlich los, jawoll! Den ersten Stopp haben immerhin auch erst nach 5 m nach dem Campsite-Tor gemacht, da ist naemlich Alex´ Lenkradtaschenstange gebrochen. Na suuuuper. Nachdem die Tasche dann aber flott auf dem Frontgepaecktraeger verstaut wurde ging es weiter. Der Gedanke, den wir hatten, naemlich, dass an einem Sonntag nicht mit viel Verkehr zu rechnen sei, den haben wir erstmal ganz schnell vergessen. Und die Erinnerung an verschiedene Stimmen der letzten Tage, die immerzu sagten: Nach Naivasha? Da geht es langsam und sanft immer nur bergab!, die haben wir auch verdraengen muessen. Die ersten 70 km ging es naemlich immer nur bergauf, nicht sehr steil, aber dafuer staendig. Aechz, und das nach 4 Wochen Rumduempeln, nicht schlecht! Die Belohnung waren dann aber ein sensationeller Blick auf das Rift Valley und ein Picknick mit Pumpernickel (aus Deutschland) und Frankfurter Wuerstchen (aus Kenia!!!). Und nicht zu vergessen eine 20 km lange Abfahrt nach Naivasha! Und hier moechten wir uns nochmal an zustaendiger Stelle bedanken, dass uns die ersten 5 km von der Abfahrt durch Regen versaut wurden. Danke, vielen vielen Dank! Trotz des Regens hat Alex es aber geschafft, sein Ross (inzwischen umbenannt in Enterprise, weil es staendig neue Welten entdeckt....) auf schluepfrige 70 km/h zu beschleunigen. Hier unser aller Respekt: Respekt!

Von Naivasha aus sind wir am naechsten Tag zum Fisherman´s Camp am Lake Naivasha gefahren, nur 20 km weit, aber unsere vom Vortag noch mueden Beine waren sehr dankbar fuer die kurze
Strecke. Hier im Camp haben wir unser Zelt extra nah am kniehohen Zaun aufgeschlagen, hier grasen naemlich abends die Nilpferde. Und jau, gerade als es daemmerte hoerten wir ein Rupfen und Schmatzen. Keine 10 Meter von unserem Zelt haut sich doch so ein wirklich wahnsinnig ierliches Tierchen den Wamps voll! Und dieser kleine Zaun soll dieses Tier davon abhalten
uns in der Nacht platt zu trampeln???? Na denn, toi toi toi.
Nach ueberlebter Nacht und ungeplaettet sind wir morgens von einem lauten Spektakel wach geworden. Hallo, was ist hier denn los? Ein Haufen von wildgewordenen Affen, weiss-schwarze
Colobus-Aeffchen und Gruene Meerkatzen (hoert sich ganz schoen bunt an, was?), springen von Baum zu Baum und beschimpfen unser Zelt und unsere Raeder, die erstmal einer genauen Inspektion unterzogen werden. Ruhe kehrt erst ein,als sie im Muelleimer unser Kartoffel- und Apfelschalen vom Abend finden. Na denn Guten Appetit! Waert ihr man gestern abend noch vorbei gekommen, da haettet ihr einen ordentlichen Kartoffelsalat bekommen!

Am naechsten Tag haben wir uns wieder aufs Rad geschwungen und sind in den Hells Gate National Park gefahren. 15 Dollar Eintritt pro Person sind zwar ganz schoen happig, aber der Hells Gate Park ist einer der wenigen, die mit dem Rad befahren werden koennen. Am Abend koennen wir 2 von den Big Five als erlegt betrachten: Giraffe und Bueffel. Ist schon spanned so ohne Glasscheibe oder Gitter zwischen uns und den Tierchen. Im Park haben wir dann auch noch einen Besuch im Massai Culturel Center gemacht und dort Gemma und ihre Truppe von MADVENTURE aus England getroffen. Die Guten geben ne Menge Geld (1200 Pfund plus Flug!!!) aus, um dort eine Schule fuer die Massais bauen zu duerfen.... Der Heilige des Dorfes hat erstmal uns zu Ehren einen frischen halben Rippenkorb Ziege spendiert, hmmm, lecker, nur leicht gekocht und teils noch blutig! Aber auf jeden Fall frisch, denn das gute Zicklein ist am Morgen noch lebend gesehen worden! Als Verdauungsspaziergang nach dem Mahl haben wir dem
Mann dann eine Freifahrt auf unserem Fahrrad spendiert. Das hat ihm echt Spass gemacht, jedenfalls solange, bis er bremsen musste und die Bremsen nicht gefunden hat. Zum Glueck musste am Abend keine Neuwahl eines Heiligen stattfinden!!
~Ina & Alex

Verfasst am 26.05.2004 11:09:09 Uhr - 11830 km - Kisumu - Sturz vom Hochplateau
Obwohl immer noch Regenzeit ist, regnet es gar nicht mehr - seit unserer Abfahrt ins Rift Valley ist kein Tropfen mehr gefallen. Gut für uns uns, vor allem auch, weil so gut wie kaum andere Touristen unterwegs sind.
Das haben wir unter anderem gut am Crater Lake gemerkt, an dem wir eine Nacht verbracht haben. Hier gibt es 2 Übernachtungsmöglichkeiten: 1 Campingplatz mit einem Wasserhahn, Dusche und Toilette, hinter dem Craterrand gelegen, und eine Super-Luxus-Lodge direkt am See, wo man sich für 100 Euro (nur so günstig weil keine Saison!) in eine Art möbliertes Zelt einmieten kann. Da kann man dann vom Bett aus nur durch ein Moskito-netz direkt auf den See schauen und den Antilopen beim Trinken zugucken. (Ok, ok, alle die vorbei gehen, koennen auch ins Zelt gucken, muss man halt warten bis es dunkel ist....) Schon klar wo wir geschlafen haben, oder?? Nachdem wir also unser Zelt aufgeschlagen haben, haben wir einen kleinen Rundgang um den See gemacht und uns wenigstens ein Bierchen in der Lodge gegönnt - das hat nur 10 Cent mehr gekostet als woanders. 4 Leute haben in der Lodge gearbeitet, aber kein Gast! Na, die waren richtig froh, dass sie mal was zu tun und jemanden zum Reden hatten. Als sie hoerten, dass wir mit Rad unterwegs sind, haben sie gleich das Gaestebuch geholt und uns den Eintrag von Harald aus Norwegen gezeigt, der 3 Tage dort gecampt hat und den wir ja in Aethiopien getroffen haben. Nachdem sie wussten, dass wir auch auf dem Campingplatz fuer eine Nacht bleiben, haben Sie gleich "Schutz" für den Abend organisiert. Kurz nachdem wir also wieder am Zelt ankamen, erschien ein ca. 65 Jahre alter Mann mit Knüppel bewaffnet und hat in einem Busch nebenan Stellung bezogen. Lustig. Na, jedenfalls hat er uns gut beschützt - wir sind nicht gefressen worden!

Nächster Stopp fuer uns war dann Nakuru, wo wir mal so richtig Geld ausgeben durften um den National Park dort zu besuchen. Dummerweise gibt es da wilde Tiere (die sich ja sowieso nicht blicken lassen), deswegen durften wir neben den 30 Dollar Eintritt auch noch ein Taxi mieten. Nach schweren und langwierigen Verhandlungen hat uns David dann für 20 Euro 3 Stunden lang durch den Park gefahren - die letzte Stunde ist er eigentlich wie ein Irrer geheizt, weil die Zeit knapp wurde. Da hat sich natuerlich ueberhaupt kein Viech mehr blicken lassen. Aber egal, die ersten beiden Stunden waren toll! Am meisten haben uns die Flamingos dort begeistert. Wahnsinn, was die für einen Lärm machen! Ansonsten können wir von den Big Five nun auch noch das Nashorn als erledigt betrachten, fehlen also nur noch Elefant und Löwe.

Nette kleine Anstiege und eine Fahrt durch sanfte Hügel mit tiefgrünen Teeplantagen hat uns dann über Kericho, der Hauptstadt des Tees in Kenia, nach Kisumu an den Viktoria-See gebracht. Hier sind wir ca. 1400 Meter weiter unten als wir bisher in Kenia waren und das merkt man - wow, ist das heiss hier! Als wir gestern hier ankamen, waren wir ganz schön erledigt, trotz einer schoenen langen Abfahrt mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 73 km/h!!! 2 bis 15 kalte Cola, eine Dusche, ein kleines Schläfchen, und der Kreislauf klappt voellig ab! Zum Glück war der Weg in die Pizzeria nicht zu weit..... Den schwer verdienten Schlaf haben wir anschliessend aber nicht wirklich bekommen. Durch Alex' Moskitonetz hat sich doch tatsaechlich eine gemeine Muecke schlingeln koennen und mich haben sie durchs Netz auf den Fuss gestochen! Frechheit. Ausserdem war es so heiss, dass der Ventilator die ganze Nacht laufen musste und wir alle 3 Minuten im Bett herumgerutscht sind, weil das Laken schon wieder warm war und wir eine kuehle Stelle gesucht haben. Ne, also haben wir das verdient??? Schaun wir mal was die naechste Nacht hier bringt, zur Not haben wir im Badezimmer eine Wanne, und die mit kuehlem Wasser gefuellt.............schoene Vorstellung!!
~Ina & Alex

Verfasst am 28.05.2004 15:48:29 Uhr - Kisumu - Kraut und Wurscht
Heute hatten wir eigentlich eine Menge vor. Wir wollten in einer Reiseagentur nachfragen wie teuer ein 4x4Wagen ist (nur des Adrenalinstosses durch Aufregung wegen....), wir wollten an den See, wir muessten ein Paket besorgen, weil wir ein paar Sachen nach Hause schicken wollen und wir wollten auf den Craft Market, damit das Paket auch ordentlich voll wird. Ausserdem noch ins Museum, das soll sich hier lohnen, und natuerlich noch ins Internetcafe. Zwischendurch essen und trinken, damit waere der Tag wohl voll. Aber irgendwie wird das alles nichts. Auf dem Markt gibt es so viele Sachen, dass ich mich nicht entscheiden kann. Schoene bunte Teller, Schalen, Kerzenstaender und andere Sachen aus Soapstone, Schalen aus Holz, Sandalen aus Leder, Schmuck aus Perlen, Tuecher aus bunten Stoffen.........ich will alles und - kaufe nichts! Es faengt an zu regnen, nur ein kurzer Schauer, aber alle decken ihre Waren ab. Ok, wieder Geld gespart. Es ist sowieso ein anstrengendes und schwieriges Prozedere hier was zu erstehen. Jeder nennt einen Preis, nein, keiner ist zufrieden, wir kommen uns preislich naeher, nein, immer noch keine Chance, wir kommen uns weiter naeher........und so weiter. Wenigstens laeuft das ganze Rumgehandele hier nicht mehr schriftlich ab wie das in Nairobi auf dem Massai-Markt Sitte war. Selbst wenn man bei seinem ersten Angebot bleibt und der Verkaeufer irgendwann nachgibt, das Ding verkauft und einem das Gefuehl vermittelt, man habe damit seine ganze Familie und Hunderte von Nachbarn auf dem Gewissen, die nun alle den Rest des Jahres hungern muessen - ganz tief drinnen bleibt das Gefuehl dass man wieder mal tierisch ueber den Tisch gezogen wurde! Aber nichts zu kaufen laesst mich auch nicht zufriedener sein.......so viele Schnaeppchen, die mir durch die Finger gegangen sind!

Auf der Suche nach der Travelagency kommen wir an einem Restaurant vorbei. Wir lassen uns die Karte zeigen, und, was ist das? Gabis Special: Sauerkraut mit Kassler und Kartoffeln! Auf unserer erstauntes SAUERKRAUT??? grinst uns der Ober an: YES, AND YOU CAN ALSO HAVE THUERINGER ROSTBRATWURST! Oh, nun sind wir aber platt! Wir setzen uns, bestellen einen Kaffee und studieren die Karte von vorne nach hinten, von oben nach unten und zurueck. Des Raetsels Loesung ist, dass Lothar und Gabi aus Berlin seit 2 Jahren leben und das Grillhouse eroeffnet haben. Sie muessen gewusst haben, dass wir eines Tages hier langkommen! Nach ein paar Minuten kommt Lothar raus und setzt sich zu uns und wir kommen ins Schnacken. Es ist grad nicht so viel los, da hat er ein bisschen Zeit. Aber in die Kueche muss er, wenn deutsches Essen bestellt wird, da muss der Fachmann persoenlich ran! Am Wochenende, erzaehlt er, stellt er manchmal einen Doenerspiess auf und steht dann selbst am Grill. Das lockt viele an, wenn der Chef in hoechsteigner Person das Fleisch grillt! Das Brot laesst er sich extra backen, das Fleisch bekommt er von einem deutschen Metzger in Nakuru. Gute Organisation ist alles! Wir reden noch eine ganze Zeit und als wir gehen, versprechen wir ihm fuer heute Abend 2 Sauerkrautbestellungen, 1x Kassler und 1x Wurst.

Eigentlich wollten wir morgen fahren. Dummerweise aber waren wir noch nicht in der Travelagency. Und im Museum waren wir auch nicht. Ich habe noch nichts auf dem Markt gekauft. Wir haben keinen Karton besorgt . Und im Grillhouse gibt es Gulasch.
~Ina & Alex

Verfasst am 06.06.2004 10:45:03 Uhr - 11940 km - Webuye - Von Startschwierigkeiten und kleinen Plagegeistern
Die Lenkradtasche von Alex ist ein ziemlich altes Modell und wird nicht wie heute üblich mit Klick-fix, sondern mit einer Stange am Lenker befestigt. Nachdem in Nairobi schon die Stange gebrochen ist, wir sie aber unterwegs schweissen lassen konnten, ist nun der Lenker von Alex gebrochen! Wie kann das passieren??? Durch das viele Rütteln und Schütteln auf den schlechten Strassen, hat die Stange den Lenker an ein paar Stellen "schwach geschabt", und dann machte es knack. Zum Glück ist der Lenker nicht auf einer rasanten Abfahrt gebrochen, sondern beim Abbiegen von der Strasse Richtung Coca-Cola-Stand, auf dem Weg zum wohlverdienten Kaltgetränk nach 15 km Bergerklimmung von Kisumu aus. Schnell stellt sich heraus, dass sich niemand hier im Dorf findet, der Aluminium löten kann. Aber die Typen von der "Fahrradwerkstatt" sind schwer bemüht und hängen zeitweise mit 17 Köpfen über dem Lenker und brüten. Während Alex die Arbeiten am Lenker beobachtet, stelle ich mich mal wieder einem der typischen Gespräche hier. Joshua, ca. 30 Jahre alt, einer der 4 Barbiere des Dorfes: Why don't you buy me a ticket to Germany und take care of me?
Nach anderthalb Stunden ist in Sachen Lenker eine Lösung gefunden (ein Metallrohr im Lenker verbindet die beiden Teile und Schrauben durch geschweisste -nicht gebohrte, weil kein Bohrer vorhanden!- Löcher halten den ganzen Salat zusammen - hoffentlich!), die uns immerhin wieder zurück nach Kisumu bringt. Und Joshua weiss inzwischen, dass Deutschland kein Paradies ist, in dem das Geld auf der Strasse liegt. "Ok, I have to learn german, I need a good profession, .........but I think I don't want to go to Germany anymore, thank you".
Die anschliessende Abfahrt hat einen leider leicht bitteren Beigeschmack - schliesslich dürfen hier morgen nochmal hochjuckeln!
In Kisumu werden wir wieder herzlich im alten Hotel empfangen - die hatten sich eh schon die ganze Zeit köstlich über uns amüsiert, weil wir jeden Tag mit WE STAY ONE MORE DAY ankamen und die nicht mehr geglaubt haben, dass wir jemals abreisen. Und dann die Frechheit, dass die doch einfach inzwischen unser Zimmer belegen - ich meine, wir waren doch wirklich nicht lange weg, die 4 Stuendchen! Egal, anderes Zimmer her und ab in die Stadt zum Löten des Lenkers. Nicht, dass wir den Leuten und ihrer Arbeit nicht trauen, aber wir kaufen für den Fall der Fälle lieber noch einen Lenker als Ersatz, nicht das Traumdingen, aber die Auswahl ist doch sehr begrenzt und dieser kann im Notfall auch als Schlagstock dienen!

Zum Einsatz als Schlagstock kommt es aber gar nicht, denn schon als wir am nächsten Tag auf dem Campingplatz im Kakamega-Forest ankommen, ist der Lenker dank schlimmster Offroadpiste wieder gebrochen und der neue kommt zum Einsatz. Adieu Brezel-Lenker, willkommen Schlagstock-Lenker!
Im Kakamega-Forest, der neben einem kleinen bisschen Regenwald in Uganda der letzte seiner Art hier in Ostafrika ist, machen wir eine 4-Stunden-Wanderung, für die wir uns ausnahmsweise mal eine Begleitung spendieren. Eunice (gerufen auch: you-nice) führt schon seit vielen Jahren Touristen durch den Wald und kennt fast alle Vögel und Pflanzen und deren medizinische Verwendung hier im Wald. Sie wandert mit uns auf den Lirandha-Hill, von dem aus wir eine tolle Aussicht auf die ganze Gegend genießen können. Oben auf dem Hügel sitzend kommen wir ins Schnacken und sie wird richtig verlegen, als wir sie nach ihrem Mann fragen und wie und wo die beiden sich kennengelernt haben. Aber nachdem wir ein selber ein bisschen von uns erzählt haben, wird sie ganz locker und wir können noch einiges aus ihr herauslocken! Auf dem Rückweg haben wir dank Eunices Gespür für Tiere und speziell für Schlangen noch Glück und sehen eine Buschviper - sieht ganz harmlos aus das kleine Dingelchen, ist aber giftig, sieh an!

Special: Fliegen
Radfahrer haben zu Fliegen eine ganz besondere Beziehung, aber keine gute. So lange es kalt und angenehm temperiert ist, geht es noch. Dann können sich die kleinen Dinger nicht so effektiv fortpflanzen. Wenn es aber warm wird (und unter 1500m NN), in Menschen Nähe oder dort wo Menschen ihren Müll abladen (oft direkt an der Strasse), oder auch in der Nähe von Tiere-Scheisse, da sind sie dann in großer Anzahl vorhanden. Sie kommen zu uns geflogen wie die Motten zum Licht und setzen sich überall hin: Gesicht, Augen, Nasen, Nasenloch, Ohren, Ohrloch, Mund, Lippen und fahren mit, kostenlos. Nicht dass wir den kleinen Gesellen die Mitfahrt nicht gönnen würden, nee - die Biester nerven einfach. Schon der Gedanke, auf welchen Kothaufen die sich vorher breit gemacht haben... Auch wäre es nicht so schlimm, wenn es bei einer überschaubaren Menge bliebe. Oft "begleiten" uns die Quälgeister aber in 100er-Schaften und das über zig-Kilometer. Ich kann mich an eine Halbwüsten-Durchfahrt erinnern, da ging es über längere Zeit bergauf, sprich unsere Reisegeschwindigkeit war lediglich 5-6 Km/Stunde. Easy für die Fliegen, denn die sind scharf auf unseren salzigen Schweiss. Es dauerte auch nicht lange, da wurden wir in riesigen Fliegenschwärmen umrundet und periodisch anvisiert. Muss ein Riesenspass für die tollkühnen Flieger gewesen sein. Wir quälten uns den Berg hoch, schwitzten wie verrückt, versuchten sie mit einer Hand zu verscheuchen oder aus unserem Gesicht zu pusten - erfolglos, versteht sich. Loswerden kann man sie nur während des Bergabfahrens und das nur, wenn die Geschwindigkeit mind. 25-30km/Stunde beträgt plus (für die Fliegen erschwerend) ein leichter Gegenwind herrscht. Haben die Fliegen Rückenwind, können die ohne weiteres bis 35km/Stunde mithalten. Den Erfolg so einer Abschütteltour ermitteln wir nach einer Downhillfahrt, indem wir die Anzahl der Fliegen zaehlen, die auf unserem Rücken sitzen. Die haben sich nämlich in windschlüpfriger Weise im Windschatten versteckt - ja auch Fliegen sind nur Menschen. ~
Ina & Alex

Verfasst am 15.06.2004 17:21:02 Uhr - 12350 km - Kampala - Todesmutig in Uganda - Teil 1-3
Teil 1
In Webuye müssen wir uns entscheiden: Entweder wir fahren direkt zur Grenze nach Uganda oder wir fahren bis Kitale und von dort Richtung Mt. Elgon und dann einmal drum herum. Die Landschaft und die Aussichten sollen genial, die "Strasse" allerdings katastrophal sein. Wie ist das Wetter am Berg? Wenn es regnet, dann wird die Strasse mit dem Rad kaum passierbar sein. Oder drehen wir in Kitale einfach um und fahren wieder Richtung Nairobi, lassen Uganda einfach aus? Wir entscheiden uns für Uganda, allerdings gegen die Strasse um den Mt. Elgon herum. An der Grenze kommen wir pünktlich zur Lunchtime an, wir gönnen uns also ein letztes Mittagessen in Kenia. Im empfohlenen Restaurant haben wir komischerweise das Gefühl, dass wir stören könnten, die beiden Mädels haben gerade so schön getratscht, menno! Nach 5 Minuten kann sich eine der beiden dann aber doch dazu hinreissen lassen, zu uns an den Tisch zu kommen. Mit einem Zahnstocher im Mund nuschelt sich irgendein unverständliches zeug. Hä? I TAY YOU ORDE, TAYS TIME, NEE TO PREPARE.OK? Ja, ok, essen wir eben nicht hier, auch egal. Mit unserem Aufbruch scheint sie ganz zufrieden, kann sie sich doch wieder ihrer Kollegin widmen. Auf der Suche nach einem Restaurant, das auch was verkaufen möchte, kommen wir an einer Juice-Bar vorbei. Gibts hier auch was zu essen? YOU'RE WELCOME! Aha, das hört sich schon anders an. Die Besitzer hier sind Moslems und man kann sagen was man will, hier ist gleich eine ganz andere Atmosphäre. Wir bestellen was sie haben und bekommen Reis, Salat (und immer dran denken: peel it, boil it, or forget it.....), Chapati (eine Art warmes Brot, erinnert ein bisschen an frittierten Pfannkuchen, sehr lecker!), Kartoffeln in Sosse, alles reichlich, vorallem Alex bekommt einen riesigen Teller voll hingestellt. Am Nebentisch sitzt die Familie mit Freunden und schnackt und aus dem Radio tönt lautstark ein christlicher Prediger. Wir fragen nochmal nach und bekommen die Antwort: YES WE ARE MOSLEMS. WE JUST ENJOY IT! ...und alle lachen. Ja guck mal an, so gehts also auch!

Der Grenzübergang, bei dem mal wieder pro Person 30 US$ für das Visum den Besitzer wechseln, verläuft ohne Probleme, und schwupps sind wir mal wieder in einem anderen Land. Uganda. Wir machen für 3 Tage in Mbale Station, einer ziemlich lebhaften Stadt in einem ziemlich lebhaften Hotel. Wir wissen nachts nichts ob es im Hotel oder davor lauter zugeht.

Von Mbale aus wollen wir uns die Sipi Falls anschauen und zu diesem Zweck besteigen wir zum ersten Mal ein Matatu. Matatus sind Minibusse, die hier sozusagen als Sammeltaxi dienen. Einfach an die Strasse stellen, winken, einsteigen, zahlen und mitfahren. Etwas langwierig kann es werden, wenn man direkt am Start ins Matatu steigt, denn sie fahren erst los, wenn sie vollbesetzt sind. Wir haben aber Glück, wir müssen nur 20 Minuten warten bis wir 14 Mitfahrer sind und es losgeht. Als erstes wird die Tankstelle angefahren, das ist fast jedes Mal so, ob Matatu oder Taxi, anscheinend wird wirklich nur dann getankt, wenn es auch nötig ist. Bis zur Tankstelle haben sich schon 2 weitere Passagiere gefunden. In Kenia, wo jedes Jahr Tausende bei Verkehrsunfällen mit Matatus sterben, gibt es inzwischen das Verbot, mit mehr als 14 Passagieren zu fahren, und das wird, soweit wir das erkennen konnten, relativ fest eingehalten. Hier in Uganda scheint es da kein Gesetz zu geben, es wird enger und enger. Polizeikontrollen gibt es reichlich - die kontrollieren aber nicht die Anzahl der Fahrgäste (wir sind mittlerweile 19!!!) - sondern den Kofferraum. ??Ob da manchmal auch jemand mitfährt???? Man weiss es nicht, kann sich hier aber alles vorstellen!!! Nachdem wir aus der Stadt heraus sind und keine Temposchwellen uns mehr bremsen, zeigt der Fahrer was er kann: das Matatu klappert und scheppert, wird aber hart und rücksichtslos mit 80 über die Strasse gebrettert. Wir können froh sein, dass die Strasse nach Sipi eine der besten des Landes ist. Bei den Überholmanövern legt Helldriver so richtig los. Gegenverkehr? Keine Ahnung, kann man ja nicht sehen vor der Bergkuppe......aaaaaaaaaaah!!!!!!!!!!!
Wider Erwarten kommen wir aber doch lebend in Sipi an und sind darüber mehr als froh, denn es ist wirklich traumhaft schön hier. Wir lehnen alle Angebote von Wanderungen ab, heute sind wir faul (wir hatten auch genug Action, oder?? Und schließlich muüssen wir ja auch wieder zuück....), sitzen nur in den Camps hier herum und geniessen die schöne Aussicht auf die Wasserfälle. Schöööööööööön!


Teil 2
Wir haben Jinja erreicht und hier haben wir nur ein Ziel: RAFTEN!!! Vorher aber noch schickt Alex seine Spucke auf Reisen: Bis zum Nildelta sinds ca. 6500 km und seine Spucke wird 3 Monate brauchen bis sie in Alexandria ins Mittelmeer schießt. Aber zurück zum Wichtigen: RAFTEN! Alteingesessene kennen da ein Geschichte vom Raften in Viktoria Falls in Zimbabwe ........ diesmal soll aber nix dazwischen kommen und Ina trinkt schon 14 Tage vorher nix mehr, damit sie nicht pinkeln muss!!!!
Das Raften in Uganda auf dem Nil ist als ziemlich heftig bekannt, und so sind wir froh, als Juma, unser Guide, uns damit beruhigt, dass wir "Hochwasser" haben, die Rapids daher etwas heftiger sind........danke für den Hinweis. Wir sitzen in einem Raft mit einem amerikanischen Professorenpaar und 3 Studenten von ihnen. Nach der ersten kleinen Stromschnelle grinst Dee über das ganze Gesicht und ruft GREAT! GIVE ME THE HARD STUFF! Na, das wird sich auch noch ändern.......... Brian wird nach dem ersten Rapid Stärke 5 blass und schaut ängstlich zu seinen Professoren zurück, schließlich hat er sie dazu überredet, den letzten Tag ihres Kongresses blau zu machen und raften zu gehen. Aber nein, noch lachen sie, keine Sorge. Insgesamt sind 14 Rapids zu meistern, davon 5 mit Stärke 5. Nachdem wir das erste Mal geflippt sind (das Boot also umkippt), sehen Frau und Herr Professor schon nicht mehr so glücklich aus. Wieso bloss? Wie wir aussehen, kann Frau Professor eh schon nicht mehr erkennen, die Stromschnelle hat ihr die Brille geraubt. In der Mittagspause, in der wir über den ruhigen Teil des Nils schukkern, kommt von Dee ganz leise OK, I HAVE ENOUGH. Hey, warst du es nicht die am Morgen am lautesten geschrien hat MEHR, MEHR, MEHR....???? Naja egal, 2 Rapids haben wir noch, da müssen wir noch durch. Obwohl, Inas Hose, die sie auch immer zum Radeln trägt, reicht eigentlich nur noch für 1 Rapid, sie hängt jetzt schon nur noch in Fetzen am Leib........war doch schon recht schwach, das Ding. Vor der letzten Schnelle, BAD PLACE genannt, steigen wir aus dem Boot. Der ganze Rapid ist zu gefährlich, wir müssen die 1. Hälfte überspringen. Das gibt uns die Möglichkeit uns das ganze Ausmaß von oben zu betrachten..........oh mann, neeeeeeeeeeee, wir sehen nur Gischt, weisses wildes Wasser, und da! ein Raft.............oh, schon geflippt........die Mitfahrer werden wild verteilt ins Wasser geworfen und tauchen nach einiger Zeit viele Meter weiter flussabwärts wieder auf. Wir haben die Wahl. Wir müssen nicht mit, wenn wir nicht wollen. Aber wir wollen, soviel ist sicher! Sogar Dee läßt sich überreden, das Ehepaar schaut sich die Sache allerdings vom Ufer aus an. Anschließend können wir eines mit Gewissheit sagen: BAD PLACE ist nicht übertrieben!!!!!
Beim anschliessenden BBQ werden erstmal die Verluste gezählt: Die Hose von Ina ist nur noch ein Lumpen (sie ist aber fest entschlossen diesen flicken zu lassen und weiter zu tragen...), der Mittelfinger links ist geprellt und geschwollen, der mittlere Zeh rechts ist aus- (von Alex inzwischen aber schon wieder ein-) gerenkt, und in Inas Gesicht prangt ein schickes Veilchen ums rechte Auge!!! Wir haben beide verbrannte Beine und fühlen uns wie geprügelte Hunde, aber .......... wow, geil wars!

Teil 3
Wir sind in Kampala, der Hauptstadt von Uganda. Kampala ist wie fast jede andere Hauptstadt: gross, lebhaft, unzaehlig viele Menschen, fast jeder mit einem Handy bestueckt, Maerkte, Shopping-Center, und und und... und man kann fast alles kaufen was das Herz begehrt. Das Wohnen allerdings kann hier ziemlich laut und unruhig sein, deswegen haben wir uns im Backpacker Hostel einquartiert. Das ist zwar 4 km vom Zentrum entfernt, dafuer aber wohnen wir im Gruenen und mit dem Matatu sind wir flugs in der Stadt - und Matatu fahren kennen wir inzwischen ja. Ein anderes Fortbewegungsmittel als das Matatu ist hier in Afrika das Poda-Poda, das Fahrradtaxi. Für wenig Geld hinten drauf gesprungen und schon gehts bequem ans Ziel. Ist allerdings ein komisches Gefühl, wenn andere plötzlich für einen trampeln.
Kampala (übersetzt Impala-Hügel) ist auf sieben Hügeln gebaut, und deswegen gibt es hier keine Fahrradtaxis, sondern Motor-Poda-Podas, schlau was? Und auf genau die haben wir uns gestern geschwungen - ich sag ja, todesmutig Teil 3. Während wir auf den eigenen Rädern eine kontrollierbare Geschwindigkeit fahren und alles selber im Griff haben, sind wir auf einem Poda-Poda dem Fahrer und seinem Geschick ausgesetzt. Wie die Wiesel schluepfen die Fahrer durch die wenigen Luecken, die im Verkehr zu finden sind, x-mal nur eine Haaresbreite zwischen uns und den anderen Verkehrsteilnehmern - und ich meine hier nicht Fussgaenger, sondern Matatus (deren rasante Fahrweise ja bereits bekannt ist, oder auch gerne zierliche Gelaendewagen...). Auf die Frage hin, ob der Poda-Poda-Fahrer schon mal einen ernsthaften Unfall hatte, bekommen wir keine Antwort, er lacht nur. Muss uns das zu denken geben????? Nach vielen Panikattacken und blutigen Visionen, aber lebend, erklimmen wir den letzten Huegel - das Moped aechzt sich hoch - da sagt der Fahrer doch HEY, YOU ARE TOO BIG! ......... Ja also.......da fragt sich doch, wer von uns sich in diesem Moment todesmutig in Lebensgefahr begibt.... Frechheit! (Die Frage ist nur, wen meinte der Typ bloss, Ina oder Alex????)
~Ina & Alex


Verfasst am 26.06.2004 12:16:51 Uhr - Kampala - Gorillas im Nebel Teil 1: Mal eben flugs in Richtung Kongo
Fuer die meisten Reisenden gibt es hier in Uganda nur ein Ziel: Gorillas! Hier gibt es in 2 National-Parks die einzigen Berggorillas der Welt und fuer ne Menge Geld kann der gemeine Tourist sie besuchen. Fuer das Geld bekommt man einen langen und anstrengenden Weg durch den Regenwald und darf exakt eine Stunde die Tierchen bewundern. Man darf sich kaum bewegen, nicht husten, nicht niessen, nicht sprechen, ihnen nicht in die Augen schauen, und und und. Nein, das will ich nicht, ich gebe doch nicht soviel Geld dafuer aus, neeeee, ich mach das nicht, neeeee, nein.
Nun haben uns aber so viele Leute von den Gorillas vorgeschwaermt, dass wir so langsam weich geworden sind. Und als dann noch bei unserer Ankunft ein Zettel hier am schwarzen Brett hing: "2 Permits fuer Bwindi zu verkaufen", da dachten wir, das wird wohl Schicksal sein. Denn Karten fuer den Bwindi-Park zu bekommen ist gar nicht so einfach, die Permits sind oft ueber Monate ausgebucht. Also haben wir uns gefuegt und die Karten gekauft. Bye bye ihr schoenen Dollarscheine.
Weil wir nicht mehr genug Zeit bis zum Termin hatten, haben wir uns einfach mal ganz generoes eine schicke Busfahrt nach Bwindi gegoennnt. Tja, wers hat..........der kann es sich eben leisten, in einem Bus Marke Chickenclass 11 Stunden ueber schlechte Piste mit nur einer Reifenpanne und einer Pinkelpause zu reisen. Ne, so eine Busfahrt ist wirklich ein Erlebnis.
Erstmal ist es gar nicht so einfach die richtige Abfahrtszeit heraus zu bekommen. Wir haben Reisefuehrer und ca. 10 Leute am Busbahnhof befragt und Zeiten von 4.30 bis 8.30 Uhr zur Wahl bekommen. Ok, nehmen wir die Mitte, 6.30 Uhr. Gute Entscheidung, denn so brauchten wir nur anderthalb Stunden bis zur Abfahrt zu warten, und das tut man ja gerne, wenn man eh schon weiss, dass die Fahrt 10 Stunden dauert..... Auf dem Busbahnhof war so richtig was los. Potentielle Gaeste wurden von den verschiedenen Busfahrern in die Richtung ihrer Busse gezogen, los los, hier mitfahren, komm komm, los los, hier gehts lang. Teilweise haben sich richtige Streits um die Kunden entwickelt. Im Bus und um die Busse herum laufen Hunderte von Verkaeufern und bieten ihre Waren an. Zu kaufen ist einfach alles: Brot, Getraenke, fertige Ein-Teller-Gerichte, Parfuems, Shampoo, Schuhe ohne Ende und in allen Groessen, Farben und Formen, Krawatten, Zeitungen, Schmuck, Taschenlampen, Portemonnaies, Unterwaesche, Taschen, Kekse, Guertel, Rucksaecke, .......... Teilweise sind die Haendler so beladen, dass sie wahrscheinlich gar nichts verkaufen koennten, weil sie keine Hand frei haben um das Geld anzunehmen.
Im Bus sind wir nicht die einzigen Mzungus, vor uns sitzen John aus Canada und davor Maria (NL) und Matthew (NZ). Und auf der anderen Seite im Bus sitzt Marian, ca. 25 Jahre alt, aus Uganda. Und sie scheint fasziniert von uns Mzungus, vorallem von John, und im Laufe der Reise entwickelt sie sich zu unserem "Very talkative Guide". Waehrend der naechsten Stunden unterhaelt sie uns und wir amuesieren uns koestlich, wenn sie versucht uns als Mzungus zu kategorisieren, unter anderem an der Anzahl unsere Haare auf den Armen - feathers (Federn)! John ist nach kuerzester Zeit nur noch "My Mzungu" und sie will ihn unbedingt mit nach Hause nehmen und der ganzen Familie zeigen! Klasse findet sie auch, dass Mzungus immer diese Sonnenbrillen tragen und sie will gleich morgen los und sich auch ein kaufen, damit sie so aussieht wie wir. Schliesslich spricht sie ja auch schonunsere Sprache: Mzungu.
Ueber das Entertainment sind wir ganz froh, denn die Fahrt ist groesstenteils langweilig und anstrengend - die Landschaft wird allerdings je weiter wir Richtung Suedwesten kommen immer schoener: Huegel, endlose Bananenplantagen, schmale Fluesse, die sich durch tiefe Taeler schlaengeln, Teeplantagen, und alles in sattem Gruen, traumschoen!
Interessant wird die Fahrt dann, wenn wir halten und der Bus wiedermal von Haendlern bestuermt wird, wenige kommen in den Bus, dafuer reicht die Zeit meist nicht, die meisten bieten ihre Waren am Fenster an. Diesmal gibt es Kaltgetraenke, frisch gegrilltes Huehnchen und anderes Fleisch am Stock, geroestete Kochbananen, Maiskolben und frisches Schmalzgebaeck. Zeit fuer einen Klogang bleibt wieder nicht, dankeschoen. Zum Glueck haben wir eine Reifenpanne..........ins Gebuesch!!!!
Bei einem Halt in einem Dorf kurz vor dem Endpunkt entschwindet Marian aus dem Bus, schnell und fast unbemerkt. Komisch, sie wollte John doch mitnehmen??? Die ploetzlich Ruhe ist fast gespenstisch, sie hatte wirklich fast non-stop geplappert.
Nach 11 Stunden sind wir fast am Ziel, immerhin koennen wir dem Bus entfliehen, der sich im Laufe des Tages zu einem Bus der Linie "5 Flavour" entwickelt hatte: Abgase, Schweiss, naja, und so weiter........... Wir steigen auf einen Pickup um, geniessen die frische Luft und sind nach 20 Minuten endlich am Campingplatz im National-Park. Wow, was fuer ein Tag. Zelt aufgebaut, kalt geduscht, Bierchen, Futter, ab ins Zelt.......schoene Traeume von den Gorillas, morgen gehts los! ~Ina & Alex


Verfasst am 03.07.2004 15:43:09 Uhr - Gorillas im Nebel Teil 2: Familienbeschau
6.45 aufstehen, Äffchen gucken! Wir schälen uns aus dem Zelt und begeben uns zum Treffpunkt, wo sich die Ranger den 16 Touristen, eingeteilt in 3 Gruppen für 3 Gorilla-Familien, annehmen. Wir haben das Glück, die Gorillas mit einer wirklich original amerikanischen Familie aufsuchen zu dürfen. Aber erst muss John, den wir im Bus hierhin kennen gelernt haben, wechseln, damit der Sohn zu uns kommen kann, denn so ist die Familie komplett und Mutti glücklich. John darf dafür jetzt in der Gruppe mitgehen, in der ein Pärchen aus Australien bei den Gorillas heiraten will. Der Pastor in seinen Gummistiefeln sieht nicht wirklich glücklich aus, warum bloß?
Nachdem wir endlich alle sortiert sind und auch ein afrikanischer Trauzeuge gefunden ist, der verheiratet ist, denn das muss hier so sein, können wir losstratzen. Auf den ersten Metern Richtung Regenwald erzählen wir Heidi, der amerikanischen Mami, dass die Gruppe am Vortag 9 Stunden gebracht hat, um zu den Gorillas und zurückzukommen. Nu wird sie blass und das Atmen, das ihr eh schon beim Raufschrauben auf den Hügel schwer fällt, wird noch angestrengter. Eigentlich ist die Familie echt nett, nur eben so schoen amerikanisch.... Sohn Oliver erinnert uns an Beavis, oder war es Butthead? Har har har, alles cool, har har har, ich liebe die Herausforderung, har har, ......aber ne, Raften geh ich nicht, ich will mir hier im Fluss nix holen. ???? Naja. Tochter Chloe guckt alle 5 Minuten wo Mami bleibt und ist ansonsten gedanklich bei ihrem Freund zuhause oder im Sommercamp, wohin sie nach einer Woche Familienurlaub in Uganda zurueckkehren wird. Sie und Mami tragen Partnerlook. Am besten gefallen uns die Shirts, in die das Anti-Moskito-Mittel schon gleich integriert ist (das es sowas gibt...), und die Handschuh, die sich beide anziehen, als der Wald dichter wird. Nun ja, wir sind hier ja auch tatsaechlich an der Grenze zum Kongo, und wie allseits bekannt ist, lauern direkt dahinter Lasser und Ebola, gell? Am sympatischten ist uns Lee, der angeheiratete Papa. Er kennt keine Gefahr, will nur endlich zu den Gorillas, denn dafuer ist er schliesslich nach Uganda geflogen und bezeichnet sich selbst als den Silverback unserer Gruppe. Ach ne, Silverhead!
Aber hier soll es ja eigentlich um eine ganz andere Familie gehen, Familie Berggorilla. Wir sind alle total gespannt und immer gespannter und koennen es kaum noch erwarten, je weiter und tiefer es in den Regenwald geht. Immer wieder fragt Paul, unser Guide, ins Walkie Talkie wo die putzigen Kerlchen sind. Und er macht uns Hoffnung, ja wir kommen naeher, ja wir sind gleich da. Irgendwann bleiben wir stehen, wir sind so gut wie da! Waehrend Paul uns noch ein paar Verhaltensregeln mit auf den Weg gibt, hoeren wir schon ein Knacken und Rauschen, und nur wenige Meter weiter sehen wir, wie Zweige sich biegen und brechen. Endlich duerfen wir los. Leise und langsam pirschen wir uns ran und da, der erste Berggorilla unseres Lebens. Zwischen den Blaettern entdecken wir ihn. Er sitzt gemuetlich auf dem Boden und knabbert an einem duennen Stamm. Yummi! Unser Erscheinen laesst ihn voellig unbeeindruckt, genuesslich rupft er sich den naechsten kleinen Baum und schaelt den Stamm mit den Zaehnen bis aufs Mark. Denn genau das zu finden und zu verputzen ist sein Begehr. Irgendwann erblicken wir auch noch einen von den Kleinen, und dann praesentiert sich der Chef des Clans, Silberruecken persoenlich. Und der ist wirklich imposant. Vor allem wenn er sich erhebt um den Futterplatz zu wechseln. Wow, was fuer ein Tier von einem Tier! (Wie passend diesmal!!) Irgendwann erscheinen alle der Familie mal, nacheinander, gleichzeitig, fressend, spielend, neugierig, schuechtern oder auch frech, Kleiner schwingt am Ast, Mutter Gorilla mit Baby auf dem Ruecken, wir bekommen alles, und das fast hautnah! Die Kleinsten sind die groessten und mutigsten Draufgaenger, die kommen bis auf 2 Meter an uns heran, aber das ist auch nicht verwunderlich, denn sie kennen den taeglichen Besuch vom Tourimensch auch schon seit ihrer Geburt. Die armen Racker waeren wahrscheinlich voellig verstoert, wuerde der Strom an Besuchern eines Tages abrupt stoppen. Als die Besuchsstunde fast um ist, kommt das Fotomodell der Familie, Claudia Schifforilla, noch einmal so richtig raus aus dem Busch und posiert perfekt in der Sonne (aber das kann man fuer das Geld auch erwarten, oder??). Danke!
Zufrieden treten wir den Rueckweg an. Auch Mami Heidi ist froh, vielleicht nicht wirklich die Gorillas gesehen zu haben -sie hat versucht bloss nicht zu nah zu kommen- eher gluecklich aus dem Wald und seinen Gefahren zu entfliehen. Als wir zurueck im Camp sind, sehen wir als erstes den "Brautwagen" der anderen Gruppe. Sieht gut aus, so ein Pickup geschmueckt mit Schlingpflanzen und anderem Gestruepp. John treffen wir im Community Camp, und dann gehts los: Also unsere Gruppe war so nah dran! Nein, unsere war viel naeher! Na, unsere haben uns fast beruehrt, ehrlich! Also unser Silberruecken war riesig! Aber unserer konnte sprechen! Dafuer hatten unsere eigene Walkie Talkies! Das ist ja gar nix, unsere hatten ihren eigenen Internetanschluss! Pah, wers glaubt! Doch is wahr, wir konnten nur kein Foto von ihnen beim Surfen machen, war mal wieder keine Verbindung. Kennt man ja, nicht wahr??? ~Ina & Alex

Verfasst am 11.07.2004 15:35:28 Uhr - 12600 km - Mutukula - Bye bye Kampala!
Nach 3 Wochen Kampala haben wir es dann doch wieder geschafft uns auf den Weg zu machen. Wir hätten es aber auch noch ein bisschen länger ausgehalten, es war echt nett da. Wir haben wie in jeder Hauptstadt seit Khartoum Jockel wieder getroffen und es gab ein Wiedersehen mit Anita und Felix aus der Schweiz. Die beiden haben wir letztes Jahr im Oktober in der Türkei und dann noch 2 x im November in Syrien getroffen und sind seitdem immer wieder scharf aneinander "vorbeigekratzt". Aber in Kampala hat es geklappt und das wir haben auch gleich mit einer Grillparty gefeiert. Bei der großen Wurstenparade war auch Normen aus Kölle mit dabei. Normen ist mit dem Motorrad unterwegs: Einmal um die Welt in 4 bis 5 Jahren....kommt uns irgendwie sehr bekannt vor, ist aber auch kein Wunder, ist er doch genau so ein Dölmer wie wir!
Wir hatten also keine Schwierigkeiten es hier auszuhalten. Unterhalten wurden wir unter anderem auch von ziemlich durchgeknallten Japanern. Die 3 reisen durch aller Herren Länder und betätigen sich sozusagen als Kartenzeichner. Jede größere Stadt, die sie erreichen, wird mit Kilometerzähler am Fuß und exakten Schritten ausgemessen und genauestens skizziert. Die Karten, die dabei herauskommen, sind echt irre. Hauptzeichner Neko kann so präzise und winzig zeichnen, dass es aussieht wie gedruckt, vorallem die japanischen Schriftzeichen sind der Wahnsinn! Mit seinen Zeichenkünsten verziert er auch gerne mal die Eier im Kühlschrank... (Wer sich mal von Nekos Kuensten ueberzeugen will, einfach bei Google nach GURECAT suchen!) Der Tagesablauf der drei ist auch etwas anders. So gegen 15 Uhe tigern sie los um die Stadt zu vermessen, neben Schrittzähler noch behangen mit Taschen, Flaschen,Umhang und sonstigen Schnicken, bestückt mit komischen Kappen mit Hörnern und riesigen Wanderstöcken. Gegen 20 Uhr sind sie wieder da und der Chefkoch von ihnen beginnt zu kochen. Und das dauert meist so bis Mitternacht, denn es gibt immer was besonderes: selbstgemachtes Biltong (geräuchertes und getrocknetes Fleisch), Fischpfanne, Okragemüse, .... Dann wird gegessen, gesessen, getrunken, gezeichnet, Musik gehört, ..... Zwischen 6 und 8 Uhr morgens verschwinden sie dann im Zelt. Manchmal finden wir Neko aber auch noch auf der Bank liegend, dann hat er die 3 Meter ins Zelt nicht mehr geschafft! Ab 13 Uhr ist dann wieder mit ihnen zu rechnen und sie starten den Tag mit einem ordentlichen Frühstück: Zigarette, Bier und Chips, yummi!! Die Typen sind echt lustig und das beste ist, dass wir schon vor Monaten von ihnen gehört hatten: Irgendjemand hatte uns mal von ein paar Japanern erzählt, die nachts mit dem Bus in Dongola/Sudan angekommen sind und sich genau da, wo sie gerade standen, hingelegt und geschlafen haben. Als sie am Morgen aufwachten, lagen sie mitten auf dem Marktplatz zwischen hunderten von Ständen! Die netten Einwohner von Dongola haben sie aber schön weiterschlafen lassen, nett was?? Jedenfalls wissen wir nun, wer die Verrückten waren!

Wie auch immer, nach langem Hin und Her haben wir dann doch zum Aufbruch gerüstet, aufi gehts! Nach dem letzten Mal, wo wir nach 4 Wochen Pause in Nairobi gleich zu einen 90km-Tag gestartet sind, gehen wir es diesmal langsamer an: Da wir ja eigentlich eh keine so richtige Lust haben, machen wir Mittags schon im Mpanga-Forest Halt und schlagen unser Zelt auf. Gut so, wieder mal ein nettes Plätzchen für uns ganz alleine aufgespürt!
Der nächste Tag wird allerdins ein fetter Brocken, 96 km feinste Hügel, jaaaaaaaaa, davon hat Uganda wirklich reichlich zu bieten! Richtung Masaka werden die Hügel höher, die Anstiege länger und steiler. Ziemlich erschöpft kommen wir im Backpackers in Massaka an. Duschen, futtern, schlafen. Ratz und weg. Wir entscheiden uns gegen die Ssese Islands (dann müssten wir ja noch 2 x über die Hueckel hier, och neeeeeeeeeeeeeee) und fliegen schnurstracks auf die Grenze nach Tansania zu: Land Nummer 16!
~Ina & Alex


Verfasst am 21.07.2004 10:13:12 Uhr - 12790 km - Arusha/Tansania - Mal was anderes ist auch nicht schlecht........
Nach einer wirklich schönen Fahrt über eine faszinierend gute Straße (wen wunderts, können wir doch Schilder der deutschen Firma StraBAG entdecken!!!!) und durch eine große und relativ einsame Ebene, wo wir nach langem mal wieder ein richtig gemütliches 2. Frühstück und das ganz alleine genießen konnten, sind wir in Bukoba angekommen. Bukoba ist eine nette kleine Stadt, in der uns sofort die vielen verschiedenen Glaubenshäuser auffallen. Eine katholische Kirche steht neben einer Moschee, ein Hindutempel neben einer evangelischen Kirche, neben einer anderen Moschee steht ein Sikh-Tempel. Einzig eine Synagoge können wir nicht entdecken. Kein Wunder, dass das Hotel, in dem wir unterkommen ein Gästehaus und so genanntes Kongresscenter der evangelischen Kirche in Tansania ist.......wir fühlen uns wie in einer Jugendherberge der Kirche. Im Nachbarzimmer spielt einer auf seiner Klampfe herum und richtig stilecht wird auch das Abendbrot gemeinsam eingenommen, mit Saftkaraffe, Essen in Schalen und allem pipapo, lediglich zum Spüldienst werden wir nicht berufen, Glück gehabt.

Am nächsten Abend geht unsere Fähre nach Mwanza. Schon der Kartenkauf dafür gestaltet sich wieder mal hübsch afrikanisch. Auf die Nachfrage nach Plätzen in der 1. Klasse (16 US$) können wir mit viel Mühe das Wort "Full" heraushören. Ok, nehmen wir 3. Klasse. Die Karten können wir aber erst morgen holen, "in the morning at afternoon" (morgens am Nachmittag). Hä? Na egal, Alex schließt am nächsten Tag einen Kompomiss und geht die Tickets mittags holen. Wiederkommen tut er mit 1.Klasse-Tickets, waren wohl denn doch noch nicht so wirklich ausverkauft. So ist das eben in Afrika, nix genaues weiss man nicht. Alex kann sich aber gar nicht so richtig über die erstandenen Tickets freuen, sauer isser, weil er dank Inas Geldverwaltung und -kontrolle nicht genug cash mitbekommen hat (Aber wer kann denn bitte auch ahnen, dass es eben doch 1.-Klasse-Tickets gibt???) und so vor ca. 120 anderen Ticketkäufern seinen Geldgürtel öffnen durfte um seine Dollar herauszuholen.

Die Fähre soll am Abend gegen 21.30 Uhr losgehen, wir finden uns also gegen 20 Uhr ein und dann heisst es vor geschlossenen Toren warten (Alex in ständiger Erwartung eines Überfalls von einem Beobachter vom Mittag....). Wir mustern das Schiff und denken an die Fähre von Assuan nach Wadi Halfa zurück und fragen uns, ob sich die Ausgabe für die 1. Klasse wirklich gelohnt hat, damals wäre das Geld umsonst ausgegeben gewesen. Die Antwort darauf bekommen wir wenig später. Wir können uns mit einem Auto durch das Tor schmuggeln und landen auf der Fähre, die einen überraschend aufgeräumten Eindruck macht. Ein Sascha-Hehn-ähnlicher Steward in Dunkel weist uns unsere Kabine zu und wir staunen nicht schlecht, ist sie doch fast größerer und sauberer als so manches Zimmer was wir bisher hatten.... Wir beobachten noch wie das Schiff mit ca. 5 Billionen Tonnen Bananen beladen wird, unterhalten uns noch kurz mit einem Mitarbeiter (der auf unsere Nachfrage nach seinem Job (er sagte er sei für das Schliessen des Bootes zuständig, ???) blafft, er müsse uns seinen Job doch nun wirklich nicht erklären.......na bitte, denn nicht, wir haben das Gespräch ja nicht angefangen......) und verschwinden in die Kojen. Über Nacht schippern wir schlafend nach Mwanza.

Mogeln? Nein, das ist doch kein Mogeln! Man darf doch mal ein bisschen abkürzen, oder? Und weil dann auch noch die Serengeti und der Ngorongoro-Krater im Weg liegen, müssen wir die Räder von der Fähre direkt auf den Landcruiser umladen ...... Gemeinheit. Also fahren wir für viel Geld durch die beiden Nationalparks. Wat solls, wie wir schon so oft gesagt haben, det Jeld muss wech! Aber es hat sich schon gelohnt, vorallem der Ngorongoro-Krater ist schon toll. Als Wiedergutmachung für die Transporte mit Fähre und Auto sind wir vom 1. Ort hinter dem Krater an wieder geradelt - und haben gleich unseren alten Streckenrekord gebrochen: 8 Stunden und 15 Minuten im Sattel! Wow! Geschafft haben wie in dieser Zeit mal gerade 115 km - das spricht über die Beschaffenheit der Strecke inklusiver Gegenwind wohl Bände, oder? Wie in Uganda schon auch hier wieder lustiges Erdkernsuchen! Es könnte zwar die ganze Zeit über ebene Straßen gehen, wir schauen aber sicherheitshalber doch mal kurz nach, ob wir nicht doch den Erdkern sehen können......Ne, können wir nicht, also wieder rauf an die Erdoberfläche. Und das ungefähr alle 3 km. Straßenbauer, wir danken euch.
Den neuen Streckenrekord haben wir erstmal mit einem Tequila gefeiert - der erste seit ca. anderthalb Jahren ..... brrrrrrr ....... schüttel ......... warum haben wir den doch gleich so gerne getrunken? Keine Ahnung, ist auch egal, runter damit.

Einen Tag später sind wir dann schon im Masai Camp in Arusha, dem Camp, in dem wohl jeder Overlander, der in Afrika unterwegs ist, einmal landet. Mindestens 2 neue Trucks täglich karren je 8-12 Traveller an. Jeden Abend große Masai-Tanz-und-Akrobatik-Action, großes Trinkgelage umd am Morgen müdes Zeltabbauen und weiterdüsen. Na denn man tau.

Unter den vielen Trucks fällt uns der rote Landrover schnell auf, hat er ja auch ein Bielefelder Kennzeichen! Sandra (natürlich Ex-Bethel-Mitareiterin, wie auch sonst!) und Jens sind seit 2 Jahren unterwegs, verwöhnen uns mit Kaffe zu jeder Zeit, Keksen, einem Stern (von Mai, also fast aktuell...), einem neuen Kilometerzähler für Ina (was Autofahrer doch so alles mitnehmen können...) und ostwestfälischem schnack und Tratsch! Klasse. Wir können aber auch was dafür geben: kaltes Kili-Bier, einen noch aktuelleren Spiegel und sogar ein Süddeutsche von dieser Woche, nicht schlecht, was?

Was es noch mehr auf diesem Camp gibt als Overlander-Mitfahrer, das sind Ameisen. Und die scheinen ganz besonders scharf auf gekochte Eier zu sein. Jedenfalls sind sie in der Nacht Herr über unser Zelt geworden und haben sich zu tausenden auf das Ei gestürzt. Alex Lieblingsantwort: "We burn them...." liess sich dank unseres MSR-Kochers leider nicht wirklich in die Tat umsetzen, hat er uns doch nun endgültig im Stich gelassen, das Drecksdingen, das gemeine! Immer wenn man ihn am nötigsten hat, ehrlich. Aber pah, wir können auch anders, kaufen wir uns eben einen der guten alten Gaskocher, was solls??????? Und den Ameisen kanns wohl egal sein, womit wir kochen, oder????
Ina & Alex


Geheiminfo: Der uns Afrika-2003/2004-Rad-Reisenden bekannte großartige Herr B..b.. ist nach unseren Informationen wieder in Deutschland. Direkt aus Tansania / Arusha ist dieser beste aller Radreisenden in seine Heimat zurückgereist, bevor er Südafrika, oder auch nur die Nähe dorthin erreichen konnte. Zurückgelassen hat er bei uns ein Gefühl der Erleichterung. Danke.

P.S.: Auch wenn diese Art der Informationsweitergabe uns nicht besser macht als ihn, es mußte einfach raus - Revanche!

Verfasst am 22.07.2004 12:38:53 Uhr - 12875 km - Moshi - Zeig dich du Luder!!!
Da radelt man stundenlang am Fuße der beühmtesten Bergeentlang, und was sieht man? Nüschte! Mount Meru und Mount Kilimanjaro hüllen sich in Nebel - Feiglinge die! Oder verlangen die jetzt wie jeder hier sonst auch schon Geld für ein Foto???
4 Tage waren wir in Arusha - nix Mt. Meru - lediglich im Halbdunkel mal die Silhouette, und das nur erahnbar. Dann radeln wir nach Moshi (und hier nur mal zum Vergleich zum letzten Eintrag: 85 km in eben mal entspannten 4 Stunden!) und wieder nix. Pah. Wir bleiben solange hier, bis du dich zeigst, Lumpenhund! Wär doch gelacht, wir in Tansania und nicht den Kili gesehen, soweit kommt das noch! Wir warten.....


...und während wir warten, nutzen wir die Zeit mal für ein kleines Special über Transportmittel. Da haben wir ja schon ne Menge erlebt!

Seit wir Europa- nein, eigentlich Deutschland verlassen haben, gilt eigentlich nur: Es gibt keine Regel und es gibt nichts, was nicht transportiert werden kann! Als Transportmittel kommen in Frage:

Ein Boot: Dier verschiedensten Fähren haben wir schon testen dürfen. Manche nehmen nur Menschen mit, manche auf noch Autos, manche alles was sie kriegen können. Die Fähre von Bukoba nach Mwanza/Tansania hatte u. a. 20 Millionen Bananen geladen. Alle grün, alle staudenweise, zur Unterscheidung die Kochbananen in Bananenblätter gewickelt, die suessen nicht. Die Fähre von Assuan/Eg nach Wadi Halfa/Sudan war eine der Marke "alles rauf - find sich schon ein Plätzchen". Palettenweise Pepsi - aber die Kisten hübsch einzeln geladen, säckeweise Klamotten, ganze Haushalte - auf den Sofas kann man auch ganz gut mal ein Päuschen machen, und auf einen Ponton, er einfach seitlich an die Faehre drangehängt wird, passen noch locker 3 Landrover! Da das Boot mit der kompletten Ladung ein bisschen zu langsam ist, die Ankunft darf nicht spaeter als 12 Stunden zu spaet sein (???), wird am Morgen der Ponton mitten auf dem See losgemacht - soll er doch sehen wir er ankommt....... was er aber zur Erleichterung der Landi-Besitzer bisher immer getan hat.

Ein LKW: Als Transportmittel auch in Deutschland normal, nur mit der Maximallast wird hinter den Grenzen anders umgegeangen - nämlich gar. Soll heißen, gibts nicht. In der Türkei werden z. B. Millionen von Plastikstühlen transportiert - woher, wohin und warum weiß wahrscheinlch niemand, ist ja auch nicht so wichtig -, in Syrien Menschen, in Äthiopien Tiere - gerne auch gemeinsam mit Menschen, und in Afrika Bananen - was sonst.

Ein Auto: Zu den beliebtesten Autos gehören in Rumänien die Kastenwagen - da gibts zwar keine Fenster, es passt aber die komplette Familie hinten rein, 9 Leute plus Baby kein Problem - und ansonsten die Pickups, mit denen sich einfach alles transportieren läßt: Möbel, Tiere Menschen,Obst, Baumwolle, Tonnen, Kanister, Holz, Stoffe, noch mehr Menschen, Kartons,
Waschmaschienen und und und, alles gemischt und alles läßt sich bis ins Unendliche in die Höhe bauen - außer die manchmal auf der Ladefläche zu findenden Radreisenden - die lassen sich nur ungern stapeln!

Das Fahrrad: Ein äußerst beliebtes Transportmittel, vorallem in Afrika. Es transportiert Menschen - bis zu 5 Personen gleichzeitig -, Tiere - Hühner können z. B. ganz praktisch kopfüber an den Lenker gehängt werden-, Bananen - 3 Stauden als Minimalbelastung sind ein Muss! Sperrgut gibt es nicht, Zuckerrohr und Holzlatten dürfen eben einfach nicht unter 3 m Länge sein und müssen zum Ausgleich deswegen quer aufgebunden werden.... Das Rad wird als Taxi benutzt, dann heisst es Poda Poda und ist, wenn man Glück hat, mit einem weichen Sitz hinten ausgestattet. Oder es wird genutzt als mobiles Schleifgeschaeft, als Fischladen, als Shop fuer Kleidung, Krimskrams oder Haushaltswaren - die Besenstiele sieht man schon von weitem!

(Das Fahrradtaxi übrigens könnten wir uns auch gut für die Bahnhofstraße in Bielefeld vorstellen, aber NEIN, welch gedanklicher Frevel, durch die Einkaufsstraße in Deutschland mit dem Fahrrad, und dann noch einen hintendrauf?????? Das geht nun wirklich nicht!!!)

Mensch - speziell der Kopf: In Afrika transportieren die Leute, meist Frauen und Kinder, gerne mal auf dem Kopf. Super geschickt und total einfach aussehend werden Bananen, Körbe, Koffer, Schul- und Aktentaschen, Kanister (bei denen der fehlende Verschluss oft durch eine halbe Kochbanane ersetzt wird!), kleine Säcke, Babys - ach ne, die werden ja auf den Rücken gebunden -, aber sonst einfach alles auf dem Kopf getragen. Und das sieht so locker aus, oft hat man den Eindruck, dass die
inzwischen vergessen haben, dass sie den Einkauf von letzter Woche noch da oben haben...Respekt!!

So, nu wollen wir mal raus schauen....nix, wieder nix. Vielleicht ist der Kilimanjaro gar nicht hier? Vielleicht ist der doofe Berg ja doch in den Usambaramountains? Wie auch immer, fuer heute muessen wir uns wohl mit einem kalten Kili-Bierchen begnuegen.
Ina & Alex

Verfasst am 08.08.2004 13:56:47 Uhr - 13383 km - Zanzibar/Stonetown - Schiff ahoi!
Wir sind noch eine Antwort schuldig ..... ja, der Kilimanjaro hat sich noch gezeigt und das in voller Pracht: zurückhaltend schön am Morgen mit ein paar Wölkchen um den Gipfel, später ganz nackig, dann wieder sehr hübsch mit einem Kragen aus weissen Wattewolken. Sehr malerisch, wirklich. Und im Ernst, der Kili ist schon ganz schön beeindruckend. Und was das für ein Krawenzmann ist, stellt man fest, wenn man sich nach 60 km umdreht und er immer noch da ist, unverändert gewaltig.

Aber irgendwann ist er dann doch verschwunden, was aber nicht wirlich schlimm ist, denn links neben uns haben sich inzwischen die Pare Mountains aufgetan und im direkten Anschluss daran die Usambara Mountains. Zu deren Füßen -oder manchmal auch Knien- radeln wir gutgelaunt durch unzählige und weitreichende Agavenfelder, links die Berge, rechts den Blick auf die weite Massai-steppe. Die Landschaft ist wirklich schön und das können wir auch nochmal richtig vom so genannten "World view point" Irente in Lushoto feststellen. Lushoto ist ein kleines nettes Dörfchen in den Usambara-Bergen, das einen Besuch wirklich lohnt. Jaaaaaa, wir gestehen, wir haben ein Dalla-dalla (Matatu auf kenianisch, Poda-Poda auf ugandisch, VW-Bulli-Sammeltaxi auf deutsch) genommen, aber wenn wir mit dem Rad gefahren wären, dann wären wir jetzt wahrscheinlich noch dabei, uns da hoch zu ackern! Außerdem hat es sich gelohnt, weil wir unseren Rekord an Insassen neu aufstellen konnten: ca. 35 Personen! Wir können es leider nicht genau sagen, weil es im Dalla-dalla durch die draußen am Wagen hängenden Passagiere so dunkel war..... Von Lushoto aus haben wir eine kleine Wanderung zum Irente View Point gemacht. Das beste daran ist, daß man auf dem Weg dahin an einer Farm vorbei kommt, die lauter Schmankerl für ein Picknick verkauft: Müsli, Roggenbrot (!!!), Butter, Kräuterquark, Käse, Joghurt, Saft, ..... klasse!

Weiter gehts Richtung Küste. An dieser Stelle müssen wir feststellen, daß Afrika echt ein kleines Nest ist. Erst rauscht ein Motorradfahrer an uns vorbei, der sich als Normen aus Kampala herausstellt, und anschliessend treffen wir Anita und Daniel wieder, wieder mal 2 Radler aus der Schweiz, die wir ebenfalls aus Kampala kennen. Daß wir die 2 treffen ist überaus günstig, wie sich herausstellt wollen sie auch nach Sansibar und so können wir uns die Kosten für ein Boot nach Sansibar (100 US$) teilen. Sepp (und schon wieder ein Schweizer), der das Kiboko Camp und Restaurant in Tanga hat, vermittelt uns ein Boot vom Coconut-Beach-Resort (ca. 20 km südlich hinter dem kleinen Küstenort Pangani) aus, der übrigens auch von einem Schweizer geführt wird. Hier mal kurz die berechtigte Frage: Wer lebt eigentlich noch in der Schweiz? Schweizer ja wohl kaum....
Anita und Daniel müssen in einer Woche nach Hause fliegen und wollen die letzten Tage noch so richtig Urlaub machen. Dummerweise ist die Straße von Tanga zum Coconut-Beach echt mies und Anita stürzt auf der 1. Etappe zum Peponi Beach (31 km) vom Rad und schliddert so richtig mit dem Gesicht über den Schotter. Autsch! (Resultat im Fotoalbum zu bewundern!) Trotzdem wollen sie nach Sansibar und so sitzen wir einen Tag später am Morgen gespannt beim Frühstück und erwarten das Boot. Hier sollten wir vielleicht erwähnen, daß schon so einige beim Versuch, Sansibar mit einer Dhow -einem typischen "Indischer-Ozean-Segelboot"- zu erreichen, ihr Leben gelassen haben. Inzwischen ist es auch verboten, Touristen mit einer Dhow ohne Motor rüberzufahren (was aber nicht wirklich jemanden daran hindert....). Beim 2. Happen Brot zeigt Alex auf eine kleine Nussschale, die langsam in Richtung Strand geschukkert kommt:"Guck, da ist ja unser Boot". Anita gerät erstmal der Kaffee in den falschen Hals und Ina sagt, quatsch, Blödsinn, niemals. Aber der Sir hat mal wieder recht, es ist tatsächlich unser Boot. Naja, bei genauer Besichtigung siehts dann doch ganz patent aus, und es hat einen Motor und einen optimistisch dreinblickenden Kapitän - das macht Hoffnung! Da es keinen Steg gibt und das Boot direkt am Strand angelegt hat, müssen wir die Räder und das Gepäck durchs Wasser aufs Boot tragen. Alles klar, los gehts. Alex ist auffällig munter - Insider wissen, dass das Wasser nicht gerade sein Element ist, jedenfalls nicht, wenn er sich auf einem Boot und sich dieses darin befindet. Er singt und macht Witze, haha, ob wirs wohl überleben? Haha. Die Wellen werden langsam stärker,das Land wird immer kleiner, die Thunfische um uns herum springen höher, Alex singt lauter, und Daniel wird immer ruhiger. Ja, ja, die fröhlichen Deutschen.... nuschelt er und fragt sich wahrscheinlich gerade, wovon ihm schlecht ist: Von den Wellen oder Alex´ Gesang. Ina beobachtet derweil skeptisch, wie einer der Besatzung Wasser aus dem Boot schaufelt ........ und ihr Magen meldet, daß es keine gute Idee ist, nach unten zu schauen. Daniel konzentriert sich derweil auf den Horizont - was schwierig ist, denn mal isser da, mal nicht, da isser wieder, wieder weg.... - und versucht mit letzter Kraft Alex Frage zu beantworten: Wie heißt WAS IST DIE WURZEL AUS auf Schweizerdeutsch? Langsam kommt Sansibar in Sicht und die Stimmung wird merklich besser, lediglich Alex wird langsam schweigsam. Als wir uns unter eine Plane ducken müssen, weil es auch noch anfängt zu regnen, sagt Alex kein Wort mehr. Die Anwesenden überlegen, ob es nicht vielleicht doch besser ist, ihn über die Plane zu verbannen.... Aber nein, alles geht gut, und wir kommen nach ca. 3 Stunden schwach und blass, aber lebend, hurra, auf Sansibar an. Und wow, wir stellen fest, so weissen Sand hat bisher noch keiner von uns gesehen! Und weil alles so traumhaft schön ist, nehmen wir uns gleich einen kleinen Bungalow für die nächsten 4 Tage und machen ........... URLAUB!!!! Man gönnt sich ja sonst nix, was?

Ina & Alex


Special: Sprache/Kommunikation/Verständigung
Sind in Westeuropa die Arten der Kommunikation noch gleich oder ähnlich gewesen und wir konnten an der Gestik erkennen, was unser Gegenüber uns sagen will, so klappte dies schon ab Rumänien nicht mehr. Hier einige Beispiele:

- Lustige Verwechselungen in Bulgarien: Kopf schütteln heißt JA, Kopf nicken NEIN.

- Zischlaute in der Türkei ("Hochnäsiges" Zungenschnalzen) heißt NEIN,

- Ein beidseitige Handbewegung alla Backe-Backe-Kuchen heißt das nachgefragte Produkt ist alle oder "ich habe fertig",

- Eine Handbewegung, die eine virtuelle Glühbirne in die Fassung schrauben will, heißt "Wohin geht's?", "Was machst du?", "Woher kommst du?". Eigentlich kann die Gestik alles bedeuten und wird gern von vorbeifahrenden LKW-Fahrern aus dem Führerhaus heraus uns entgegengebracht. Auf eine Antwort unsererseits wird aber nicht gewartet, geht auch nicht, denn nach 5 Sekunden ist so ein LKW schon zu weit weg.

- In die Hände klatschen heißt in Äthiopien "Bedienung bitte". Ein freundlich entgegengebrachtes "Fuck you, give me your money!" soll der Völkerverständigung dienen und andeuten, dass durch einen geringen Konsum zu wenig Geld im Umlauf ist.

- In Ostafrika heißt eine negative Antwort auf eine Frage, einfach nicht zurückschauen und keine Reaktion zeigen (wirklich sehr effizient). Bei einer positiven Antwort wird so leise gesprochen, dass man jedesmal noch 2-3 Mal nachfragen muß.

- Ein mit zwei Finger auf die Stelle tippen, wo eine Armbanduhr sitzt, kann "Wie spät ist es?" oder "Give me your watch!" heißen. Welche Antwort die richtige ist, ist situationsabhängig.

- Daumen und Zeigefinger aneinander reiben heißt auch in Europa "Geld". Die Ostafrikaner haben diese Gestik noch durch eine Variante verfeinert. Nachdem "Geld-reiben" wird noch ein symbolisches "in die Hemdtasche stecken" angeschlossen. Soll heißen: "Gib mir Taschengeld!"

So lassen sich noch viele weitere Gesten aufzählen. Generell bringt uns Ostafrika unfreiwillig jeden Tag zum lachen. Besonders die Kinder haben daran einen großen Anteil. Durch ein uns tausendfach entgegengebrachtes "Good morning, teacher" (auch am Abend) wird so bewiesen dass Lehrer und Schüler keine Ahnung haben was sie da sagen. Auch ein schönes "What is my name?" von 15-jährigen Schülern veranlasst uns zu Antworten wie "Klaus-Bärbel?". Wir waren überrascht, dass ein "How are you?" von uns die Schüler zu einem zackigen "Fine, thank you" veranlasst. Kürzlich haben wir von einer weißen Europärin (Lehrerin an einer Landschule in Uganda) erfahren, dass auf dem Stundenplan (Englisch wird dort auch unterrichtet) generell nur nachsprechen und abschreiben steht. Das erklärt einiges.

Über die Zeit sind wir schon etwas abgestumpft und kennen die Fragen der Einheimischen schon bevor sie gestellt werden. Obwohl und gerade weil die Afrikaner ein besonderes freundliches Volk sind, können die Kinder in ihrem ungezügelten Verhalten für uns mental unangenehm werden. Zu Gruppen verbündet begleiten sie uns unablässig mit Fragen, Ausdrücken und Forderungen und das über den ganzen Tag. "Give me pen", "Give me money" oder nur "money, money". Da wir auf dem Fahrrad meist nur vorbeirauschen, geben sie sich alle Mühe auf sich aufmerksam zu machen. Mzungu (Weißer!) schreien sie so laut, wie es die kleine Kehle mit hohen 'C' nur hergibt. Das spornt dann die Kinder von der Nachbarhütte an gleiches zu tun und so hallt mit uns Fahrradfahrern ein ständiger Kinderchor durchs Land. Abends sind wir es dann oft leid.

Die östlichen Länder in Afrika waren oft britisch kolonisiert und haben den Vorteil, dass Englisch die zweite Landessprache ist. Das hat uns faul gemacht und wir lernen nicht mehr soviel erste Landessprache. Wäre aber besser, denn wir konnten sehen, Mzungus mit guten Kiswahili-Kenntnissen erleben ein ganz anderes Afrika. Ostafrikaner haben eine große Kultur, die sich eigentlich erst erschließt, wenn die Sprache verstanden wird. So bleiben wir oft außen vor und verstehen nix, schade. Auf der anderen Seiten können wir auch nicht alle Sprachen lernen. Für die durchfahrenen 16 Länder haetteb wir sonst 8 Fremdsprachen lernen muessen!!!


Verfasst am 15.08.2004 18:16:43 Uhr - 13440 km - Dar es Salaam - Entscheidungsschwanger
Seit Tagen quälen wir uns mit der Entscheidung herum, wie wir von hier aus weiter fahren sollen. Dar es Salaam ist zwar nicht der schönste Ort für einen längeren Aufenthalt, aber auch nicht der schlechteste. Wir haben wiedermal einen Spiegel gefunden (für nur 8 Dollar, aber auch nur einen Tag alt!), in einem Supermarkt haben wir Vollkornbrot aufgetrieben (den Preis nennen wir lieber nicht, sonst wird uns im Nachhinein noch mal schlecht) und wir teilen unser Zimmer mal wieder mit einer hoffentlich zahlungswilligen Familie Kakerlak. Ich hoffe diesmal sind die Kollegen ehrlich und lassen uns nicht wieder alleine auf der ganzen Miete sitzen.

Aber wir waren bei der Weiterfahrt von hier. Also, Möglichkeiten gibt es einige und damit es uns nicht zu einfach wird, fallen uns immer mehr ein. Wir könnten Richtung Lusaka/Sambia fahren, wir könnten nach Mbeya fahren und von dort weiter nach Malawi, wir könnten auch die Küste runter durch Mocambique, wir könnten.......und es gibt noch viele andere Wege. Für alles gibt es Pros und Contras. Na super. Wir können uns ja nicht mal entscheiden ob wir einen Pfannkuchen süß oder salzig wollen, wie sollen wir hier eine Entscheidung treffen??? Wir wollen eigentlich schnell nach Suedafrika, was eigentlich für das Fliegen von hier nach Johannesburg spricht, aber Malawi einfach überspringen? Und ueberhaupt, fliegen? Neeeee, wollen wir nicht. Gilt auch nicht. Aber wir würden Zimbabwe überspringen, und das wiederum wäre vielleicht gut, denn wir hören nicht nur Gutes von da. Die Situation wird dort wohl immer brenzliger und rauher. Lukas, ein Radler, den wir in Nairobi getroffen haben, ist dort vor wenigen Wochen überfallen worden. Aber ist es wirklich gefährlich? Haben wir nicht immer gesagt: Selber sehen, dann urteilen? Wenn wir durch Sambia fahren, kämen wir zwar nach Victoria Falls, das ist gut, aber dann haben wir lange Wüstenstrecken vor uns, denn dann würden wir durch den Caprivistrip nach Namibia fahren......hmmmmmmmm, Namibia, da gibts doch Schwarzwälder-Kirsch-Torte, oder? Oder doch Mbeya und dann in Malawi mit der Fähre über den Lake Nyasa nach Monkey Bay? Das soll ja wirklich traumschön sein. Aber wenn wir da erfahren, dass es zu gefaehrlich in Zimbabwe ist, wie gehts dann von da aus weiter? Doch nach Mocambique? Oder doch nach Sambia? Oder muessen wir dann doch fliegen? Und warum fliegen wir eigenlich nicht gleich nach Australien....da wollten wir doch eigentlich hin? Das waere doch mal was ganz anderes ........ also wir hätten gar nicht so viel dagegen, keine Muzungus mehr zu sein........Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!

Ok, ok, wir reißen uns zusammen und fällen eine Entscheidung: Wir fahren nach Mbeya und von dort aus gehts streng Richtung Süden, wir reisen nach Malawi ein und entern in Chilumba, oder wie auch immer dieser kleine Ort heisst, die berühmte Ilala-Fähre nach Cape McLear. Da es da von Touristen und Overlandern nur so wimmeln wird, werden wir bestimmt neueste Informationen zu der Lage in Zimbabwe bekommen und dann..........genau! Dann machen wir das, was wir so gerne machen und so gut können....uns entscheiden!

Na denn, Tsala bwino (Tschö, machet jut!), wie der Malawiner im allgemeinen sagt ........Ina & Alex



 

       
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